Statistisches Bundesamt: Kindertagesbetreuung in West- und Ostdeutschland
Wiesbaden (ots)
Bei Kindertagesbetreuung unterscheiden sich West- und Ostdeutschland auch mehr als ein Jahrzehnt nach der Wiedergewinnung der deutschen Einheit immer noch deutlich:
Im früheren Bundesgebiet gab es Ende 2002 - rechnerisch - für 88% der 3- bis 6 1/2 -jährigen Kinder einen Kindergartenplatz, aber nur für 3% der Krippenkinder (unter 3 Jahre) und 5% der Hortkinder (6 1/2 - 11 Jahre).
In den neuen Ländern konnten 37% der Krippenkinder und 41% der Hortkinder Tagesbetreuung in Anspruch nehmen. Für jedes Kind im Kindergartenalter stand hier statistisch gesehen ein Platz zur Verfügung (105%). Diese und weitere Ergebnisse der Statistik der Kindertagesbetreuung in Deutschland hat der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, heute in Berlin vorgestellt.
Während in Westdeutschland in den 90er Jahren die verfügbaren Plätze von 1,7 Mill. auf 2,3 Mill. aufgestockt wurden, wurde in Ostdeutschland nach dem dramatischen Geburtenrückgang Anfang der 90er Jahre mehr als die Hälfte der dortigen Einrichtungen geschlossen - zwischen 1991 und 2002 rund 9 500 Kindergärten, -krippen und -horte; knapp 500 000 Plätze gingen dadurch verloren.
Auch beim zeitlichen Betreuungsumfang sind die Unterschiede groß: So boten 2002 in Westdeutschland erst 24% der Kindergartenkinderplätze eine Ganztagsbetreuung, während diese in Ostdeutschland die Regel war (98%). Stellt man die Anzahl der Ganztags-Kindergartenplätze der Zahl der Kindergartenkinder gegenüber, ergibt sich für Westdeutschland ein Ganztags-Platz-Kind-Verhältnis von 21%, für Ostdeutschland von 103%.
Ein gesamtdeutscher Trend geht hingegen zur altersgemischten Erziehung: Kinder vom Baby- bis ins Schulalter werden zunehmend gemeinsam betreut. Der Anteil so genannter Kombi-Einrichtungen, welche dies praktizieren, lag 2002 bei 32% (15 200) aller Kindertageseinrichtungen und hat sich gegenüber 1990/1991 (11%) verdreifacht.
Eine Vorausberechnung der Platz-Kind-Relationen bis 2015 ergibt: Nach der mittleren Variante der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes vom Juni 2003 wird die Zahl der Kinder in Deutschland weiter zurückgehen. Im früheren Bundesgebiet werden danach im Jahr 2015 etwa 14% weniger Kinder im Alter bis 11 Jahre leben als heute. Bei unveränderter Platzzahl für Krippen- und Hortkinder ergäbe sich nur eine marginale Verbesserung des Angebots um 0,2 Prozentpunkte für Krippenkinder und um 0,9 Prozentpunkte für Hortkinder. Für Kindergartenkinder stiege das Platz-Kind-Verhältnis deutlich; mit 103,5% würde rechnerisch jedem Kindergartenkind ein Platz zur Verfügung stehen. In den neuen Ländern wird bis 2015 die Zahl der Kinder bis 11 Jahre voraussichtlich wieder um etwa 10% wachsen. Bei unveränderter Platzzahl würde das Angebot knapper, das Platz-Kind-Verhältnis für Kindergartenkinder ginge auf 96% zurück. Für Hortkinder würde es bis 2015 auf 35% sinken. Lediglich im Krippenbereich ergäbe sich praktisch keine Änderung.
Auch beim Personal in Kindertageseinrichtungen bestehen deutliche Unterschiede: Im früheren Bundesgebiet war das Personal 2002 fast zu gleichen Teilen in Voll- oder Teilzeit beschäftigt, in den neuen Ländern arbeiteten dagegen 80% als Teilzeitkräfte. Die befristete Beschäftigung hat bundesweit zwischen 1998 und 2002 deutlich zugenommen, und zwar um 55% auf 53 800 Beschäftigte. Mit 17% (48 000 Beschäftigten) war der Anteil der befristet Beschäftigten im früheren Bundesgebiet deutlich höher als in den neuen Ländern (7%; 4 700 Beschäftigte). Unterschiede zeigen sich auch in der Altersstruktur des Personals: Ende 2002 waren im früheren Bundesgebiet 42% der Beschäftigten über 40 Jahre alt (1990: 22%), in den neuen Ländern sogar 69% (1991: 40%).
Diese und weitere Ergebnisse enthält die Broschüre "Kindertagesbetreuung in Deutschland - Einrichtungen, Plätze, Personal und Kosten 1990 bis 2002", die kostenlos im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes unter www.destatis.de, Pfad: Presse / Presseveranstaltungen abrufbar ist.
Weitere Auskünfte erteilt: Zweigstelle Bonn, Dorothee von Wahl, Telefon: (01888) 644-8167, E-Mail: jugendhilfe@destatis.de
ots-Originaltext Statistisches Bundesamt
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