Statistisches Bundesamt: Hedonische Preismessung bei EDV-Investitionsgütern
Wiesbaden (ots)
Ab Berichtsmonat Mai 2004 nutzt das Statistische Bundesamt nun auch für die Preismessung bei EDV-Investitionsgütern die so genannte hedonische Methode. Dies wirkt sich auf die Ergebnisse der Erzeuger-, Einfuhr- und Ausfuhrpreisindizes sowie des Großhandelsverkaufspreisindex aus.
Bisher wurden für EDV-Investitionsgüter in der Regel so genannte Matched-Model-Indizes berechnet, bei denen nur die Preise derjenigen Produkte gemessen werden, die im aktuellen Monat und im Vormonat in gleicher Qualität abgesetzt wurden. Durch die Einführung der hedonischen Qualitätsbereinigung können nun auch Preiswirkungen gemessen werden, die indirekt durch eine verbesserte Produktqualität bei etwa gleich bleibenden Verkaufspreisen entstehen.
EDV-Investitionsgüter spielen insbesondere für die Einfuhr eine bedeutende Rolle. Im Warenkorb des deutschen Einfuhrpreisindex nehmen die Güter, für die Preisindizes nunmehr hedonisch berechnet werden, ein Gewicht von insgesamt 8,8 Prozent ein. Aber auch für die Ausfuhr und den Großhandel bilden diese Produkte mit jeweils ca. 5 Prozent des Warenkorbes einen wichtigen Güterbereich. Der Erzeugerpreisindex umfasst insgesamt ein sehr breites Spektrum verschiedener Güterarten, so dass diese EDV-Investitionsgüter hier nur ein Gewicht von 1,3 Prozent ausmachen. Die Auswirkungen der Einführung hedonischer Methoden auf die Teilindizes und die jeweiligen Gesamtindizes der Erzeuger-, Einfuhr- und Ausfuhrpreisstatistik sind in der folgenden Tabelle angegeben.
Preisänderung April 2004 gegenüber Januar 2004
EDV-Investitionsgüter Gesamtindex Statistik (GP 30 02 und 32 10 62) Matched-Model Hedonisch Matched-Model Hedonisch in % in %
Einfuhr- preisindex 0,5 - 5,5 2,3 1,8
Ausfuhr- preisindex - 1,5 - 4,7 1,6 1,4
Erzeuger- preisindex - 3,7 - 5,4 1,6 1,6
Beim Großhandelsverkaufspreisindex, für den die Ergebnisse ausschließlich nach Wirtschaftszweigen und nicht nach Güterarten ausgewiesen werden, liegt der hedonisch berechnete Index im gleichen Zeitraum um 0,7 Prozentpunkte niedriger als nach bisheriger Methodik.
Bei der hedonischen Qualitätsbereinigung wird mit Hilfe der Regressionsanalyse ein rechnerischer Zusammenhang zwischen der Güterqualität und den Verkaufspreisen hergestellt. Auf diese Weise kann der Geldwert von Qualitätsänderungen eingeschätzt und bei der Preismessung berücksichtigt werden. Indizes mit hedonischer Qualitätsbereinigung zeigen in der Regel stärkere Preisnachlässe als Matched-Model-Preisindizes an. Die stärkeren Preisrückgänge sind im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass durch die Anwendung des Qualitätsbereinigungsverfahrens der technische Fortschritt besser abgebildet wird.
Neben der hedonischen Qualitätsbereinigung gibt es aber auch traditionelle Qualitätsbereinigungsverfahren, die unter Umständen zu sehr ähnlichen Ergebnissen führen können. Bei früheren Analysen im Bereich des Verbraucherpreisindex zeigten sich für die Produkte "Computer" und "Neuwagen" nur geringe Unterschiede im Ergebnis zwischen der hedonischen Berechnung und der dort zuvor bereits angewandten traditionellen Qualitätsbereinigung. Die Einführung hedonischer Methoden hatte daher im Verbraucherpreisindex deutlich schwächere Auswirkungen auf die gemessene Preisentwicklung, als jetzt im Erzeuger-, Einfuhr-, Ausfuhr- und Großhandelsbereich, wo bisher auf eine vollständige Qualitätsbereinigung verzichtet wurde.
In den USA werden hedonische Methoden schon seit einigen Jahren zur Qualitätsbereinigung in der Preisstatistik eingesetzt und führen dort rechnerisch zu einer höheren Zuwachsrate des realen Wirtschaftswachstums. Auf Grund der unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen in den USA und in Deutschland sind diese Effekte bei der Einführung hedonischer Methoden in Deutschland jedoch bei weitem nicht in ähnlichem Umfang zu erwarten. Insbesondere werden in Deutschland EDV-Investitionsgüter in deutlich größerem Umfang eingeführt, als in den USA, so dass die wachstumshemmende Wirkung einer rechnerischen Realwerterhöhung der Importe hier stärker ausfällt. Hierdurch werden die expansiven Effekte der hedonischen Preismessung auf das Wirtschaftswachstum teilweise kompensiert.
Die ab Mai 2004 durch hedonische Indizes repräsentierten Güterarten sind in der folgenden Tabelle aufgeführt:
Hedonische Preisindizes und deren Gewichte im Bereich der EDV-Investitionsgüter
Nr. der Name des Warenkorbanteile in Prozent Klassifi- hedonisch berechneten Erzeuger- Einfuhr- Ausfuhr- Groß- Kation*) Preisindex preise preise preise handels- preise
GP 30 02 12 Tragbare digitale automatische Ver- arbeitungsmaschinen 0,305 0,522 0,354
GP 30 02 13 Stationäre digitale automatische Ver- arbeitungsmaschinen 0,048 0,181 0,044
GP 30 02 14 Digitale Datenver- arbeitungsmaschinen in Form von Systemen 0,463 0,286 0,093
GP 30 02 15 Digitale Datenver- arbeitungsmaschinen in Form von Systemen, andere 0,572 0,454
GP 30 02 16 Ein- oder Ausgabeein- heiten, auch wenn sie in einem gemeinsamen Gehäuse Speicherein- heiten umfassen 0,033 1,206 0,471
GP 30 02 17 Speichereinheiten 1,024 0,426
GP 30 02 18 Andere Geräte für Datenverarbeitung 0,271 0,090
GP 30 02 19 Teile und Zubehör für automatische Datenverarbeitungs- maschinen und ihre Einheiten 0,234 2,114 1,146
GP 32 10 62 Elektronische inte- grierte Schaltungen und zusammengesetzte elektronische Mikro- schaltungen (Mikrobausteine) 0,223 2,653 1,964
WZ 51.84.0 Großhandel mit Daten- verarbeitungsgeräten, peripheren Einheiten und Software 4,948
EDV-Investitionsgüter insgesamt 1,306 8,829 5,042 4,948
*) GP = Güterverzeichnis für Produktionsstatistiken, Ausgabe 2002. WZ = Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2003
Eine ausführliche Methodenbeschreibung der hedonischen Preisindizes für EDV-Investitionsgüter findet sich im Internet unter http://www.destatis.de/themen/d/thm_preise.htm.
Weitere Auskünfte gibt: Dr. Stefan Linz, Telefon: (0611) 75-2659, E-Mail: stefan.linz@destatis.de
ots-Originaltext Statistisches Bundesamt
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