Deutschland Polen: Unterschiedliche Nachbarn, enge Wirtschaftsbeziehungen
Wiesbaden (ots)
Statistische Indikatoren zeigen: Polen und Deutschland sind sehr unterschiedliche Nachbarn mit engen Wirtschaftsbeziehungen. Im deutsch-polnischen Jahr, das die Regierungen in Berlin und Warschau für 2005 ausgerufen haben, hat das Statistische Bundesamt beide Länder in ausgewählten Aspekten verglichen.
In Polen leben mit 38,2 Mill. nicht einmal halb so viele Menschen wie in Deutschland (82,5 Mill.) auf einer nur um zwölf Prozent geringeren Fläche. Polen ist also deutlich dünner besiedelt. Diesseits und jenseits der Oder ist die Geburtenrate gering, tendiert die Bevölkerungszahl zur Stagnation oder zum Rückgang, aber die dahinter stehenden Entwicklungen sind unterschiedlich: Wird in Deutschland das Geburtendefizit durch die Zuwanderung derzeit nahezu ausgeglichen, so kommt in Polen zu den rückläufigen Geburten noch eine Bevölkerungsabwanderung hinzu.
Ursache dieses Bevölkerungsschwunds in Polen ist in erster Linie die wirtschaftliche Lage. Sie ist noch immer durch den politischen Wandel in Osteuropa und durch die Folgen des EU-Beitritts im Jahr 2004 geprägt. Die polnische Wirtschaft zeigt sich heute von zwei Seiten: Zum einen wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den letzten Jahren sehr kräftig: Mit 5,3% für 2004 bzw. von der EU- Kommission geschätzten 4,4% für 2005 liegt das Plus weit über dem deutschen Wirtschaftswachstum von 1,6% für 2004 bzw. den von Brüssel erwarteten 0,8% für 2005. Ursache dieses Wirtschaftsbooms in Polen sind vor allem die gestiegenen Exporte durch den verbesserten Zugang zu den europäischen Absatzmärkten seit dem EU-Beitritt, aber auch die vermehrten Direktinvestitionen aus dem Ausland.
Auf der anderen Seite standen dieser erfreulichen Entwicklung in Polen aber auch einige weniger günstige Indikatoren gegenüber: Dazu gehört für 2004 eine Inflationsrate von 3,6% (Deutschland: 1,8%), eine Defizitquote der öffentlichen Haushalte von 4,8% (Deutschland: 3,6%) und eine extrem hohe Arbeitslosigkeit, die 2004 mit 18,8% fast doppelt so hoch war wie in Deutschland (9,5%). Unter den jungen Leuten in Polen waren sogar 39,5% erwerbslos, in Deutschland hatten 15,2% der Erwerbspersonen unter 25 Jahren keine Arbeit.
Das Wohlstandsniveau lässt sich recht gut an der Wirtschaftsleistung (BIP) pro Kopf messen. Danach liegt das deutsche Wohlstandsniveau weit über dem polnischen, selbst wenn die unterschiedliche Kaufkraft eingerechnet wird: Polen erreicht hier 47% des durchschnittlichen Niveaus in der EU, während Deutschland auf etwa 109% kommt. Strukturprobleme in Polen, die diesen großen Gegensatz mitverursachen, sind vor allem der noch relativ hohe Anteil von Beschäftigten in der Landwirtschaft mit über 18% sowie das ungleiche Entwicklungsniveau zwischen städtischen Zentren und ländlichen Regionen.
So wie Deutschland zum wichtigsten Lieferanten Polens geworden ist Waren im Wert von 18,8 Mrd. Euro überquerten 2004 die Oder nach Osten ist Deutschland auch der größte ausländische Abnehmer für polnische Waren, die 2004 im Wert von 15,9 Mrd. Euro bezogen wurden. Polen wickelte 2003 über 28% seines Warenaustausches mit Deutschland ab, deutlich mehr als mit jeder anderen Nation. Ein Viertel der polnischen Importe stammte vom deutschen Nachbarn, fast ein Drittel der polnischen Exporte ging dorthin. Der Außenhandel Polens ist mittlerweile zum größten Teil auf die Mitgliedstaaten der Europäischen Union ausgerichtet so wie der deutsche Außenhandel schon seit Jahren. Polen ist aber noch keine Exportnation wie Deutschland, das 2004 Waren für rund 156,0 Mrd. Euro mehr aus- als einführte. Polens Handelsbilanz schloss mit einem Minus von 11,5 Mrd. Euro ab, es führte also mehr Waren ein als es ins Ausland verkaufte.
Alle Angaben sowie weitere Daten zum Vergleich der EU- Mitgliedstaaten bietet das Faltblatt Europäische Union 2005. Unter www.destatis.de/download/d/veroe/euun.pdf steht es zum kostenlosen Download bereit. Ein statistisches Länderprofil Polens ist unter http://www.destatis.de/download/d/veroe/laenderprofile/lp_polen.pdf ebenfalls kostenlos erhältlich.
Detailliertere Angaben zur europäischen Statistik erhalten Sie außerdem beim Europäischen Datenservice des Statistischen Bundesamtes unter 01888/644-9427 bzw. unter www.eds-destatis.de.
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