Zur Zukunft der Statistikausbildung
Wiesbaden (ots)
Auf unsere Pressemeldung "Zur Zukunft der Statistikausbildung" vom 9. Februar 2006 haben wir eine breite positive Resonanz erhalten. Insbesondere haben viele weitere Persönlichkeiten erklärt, dieses Anliegen ebenfalls namentlich unterstützen zu wollen.
Diese zusätzlichen Unterstützer finden sich unter dem nachstehenden Text der damaligen Pressemitteilung Zur Zukunft der Statistikausbildung Forderungen aus der Praxis an die Ausgestaltung der Bachelor- und Master-Studiengänge der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
Als Folge der Bologna-Erklärung zur Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraums, die von Wissenschaftsministern aus 45 europäischen Ländern unterzeichnet wurde, werden gegenwärtig an Fachhochschulen und Universitäten Bachelor- und Master-Studiengänge eingeführt. Die gestuften Studiengänge sollen bis 2010 das Regelangebot an deutschen Hochschulen darstellen. Lehre und Studium verändern sich in allen Disziplinen, was auch eine Neuausrichtung der Statistikausbildung zur Folge hat.
Die aktuellen Entwicklungen betrachten wir mit Sorge, weil nach unserer Beobachtung der Statistikgrundausbildung in den Curricula für die einschlägigen Bachelor-Studiengänge nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird und sie teilweise ganz in die Master- Stufe verlagert wird. Wir befürchten, dass gerade in den berufsqualifizierenden Bachelor-Studiengängen für die Wirtschafts-, Markt- und Sozialforschung wichtige Methodenqualifikationen nicht ausreichend vermittelt werden.
Die Ausbildung in den Bachelor-Studiengängen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sollte zumindest Grundkenntnisse der Wirtschafts- und Sozialstatistik vermitteln. Durch praxisorientierte Problemstellungen einerseits und durch aktive und kreative Teilnahme an der Lösung der Fragestellungen andererseits sollten die Studierenden auf ihren Übergang in die Arbeitswelt vorbereitet werden. Um dies fruchtbar zu gewährleisten, dürfen die theoretischen Grundlagen nicht vernachlässigt werden, sondern sie sollten zielbezogener, als dies in den Diplomstudiengängen häufig der Fall ist, vermittelt werden. Die bislang vernachlässigten Themen Datenerhebung, Aufbereitung und Auswertung der Daten, Datenschutz und Datenqualität sollten neben den theoretischen Grundlagen (zum Beispiel Messtheorie) bei den Studieninhalten unbedingt berücksichtigt werden. Statistische Methoden sollten unter der Verwendung von echten Daten gelehrt werden, wobei das erworbene theoretische Wissen möglichst in kleinen Projekten oder empirischen Praktika vertieft werden sollte.
In den Master-Studiengängen sollten neue Schwerpunktfächer wie Empirische Wirtschaftsforschung oder Wirtschaftsstatistik geschaffen werden, damit Qualifikationen, die früher in den Wahlfächern Statistik und Ökonometrie erworben wurden, weiter vermittelt werden.
Eine solide Statistikausbildung nimmt im Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eine zentrale Stellung ein, weil in ihr der Umgang mit Informationen, die Basis der Wissensgesellschaft sind, vermittelt wird. Dies setzt allerdings voraus, dass nicht nur formale Methoden gelehrt werden, sondern der gesamte statistische Produktionsprozess von der Operationalisierung einer Fragestellung über die Arbeiten zur Vorbereitung und Durchführung einer Erhebung bis hin zur Datenanalyse und zur Entscheidungsvorbereitung Gegenstand der Ausbildung ist. Ein an den Problemen der Praxis ausgerichtetes Studium verbessert die Berufsaussichten der künftigen Studienabgänger nachhaltig.
Zusätzliche Unterstützer:
Prof. Ph. D. Jutta Allmendinger Direktorin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit
Dr. Peter Bauer Präsident des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung
Stefan Bender Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit Leiter des Forschungsdatenzentrums der Bundesagentur für Arbeit im IAB
Prof. Axel Börsch-Supan, Ph.D. Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA), Universität Mannheim
Eckart Hohmann Präsident des Hessischen Statistischen Landesamtes
Prof. Dr. Reinhard Hujer Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Prof. Dr. Michael Hüther Direktor und Mitglied des Präsidiums Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Prof. Dr. Gerhard Kleinhenz Universität Passau, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Sozialpolitik
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jürgen Krupp, Darmstadt
Prof. Dr. Steffen-Matthias Kühnel Georg-August-Universität Göttingen, Methodenzentrum Sozialwissenschaften
Prof. Dr. Peter Ph. Mohler Direktor des Zentrums für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA), Mannheim
Prof. Dr. Dr. Ulrich Mueller Institut für Medizinische Soziologie und Sozialmedizin Klinikum Universität Marburg
Prof. Dr. Hans Rattinger Universität Bamberg Lehrstuhl für Politikwissenschaft II
Uwe G. Rehfeld Deutsche Rentenversicherung Bund Leiter der Abteilung Volkswirtschaft, Statistik und Empirische Analysen zur Alterssicherung und Altersvorsorge Prof. Regina T. Riphahn, Ph.D. Universität Erlangen-Nürnberg
Dr. Sibylle Schmerbach Humboldt-Universität zu Berlin Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Prodekanin für Studium und Lehre Prof. Dr. Peter Schmidt Hochschule Bremen Fachbereich Wirtschaft
Prof. Dr. Reiner Stäglin Freie Universität Berlin Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, Institut für Statistik und Ökonometrie Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Statistischen Gesellschaft
Prof. Dr. Thomas Straubhaar Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) Präsident des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) Universitätsprofessor für "Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik"der Universität Hamburg
Prof. Dr. Götz Uebe Helmut-Schmidt-Universität Universität der Bundeswehr Hamburg
Prof. Dr. Gerhard Wagenhals Universität Hohenheim Lehrstuhl Statistik und Ökonometrie Institut für Volkswirtschaftslehre
Prof. Dr. Joachim Wagner Universität Lüneburg Empirische Wirtschaftsforschung Institut für Volkswirtschaftslehre
Dr. Eckhardt Wohlers HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung-Hamburg e.V. Leiter der Abteilung Internationale Makroökonomie Dr. Sylvia Zühlke Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen Leiterin der Forschungsdatenzentren der Statistischen Landesämter
Markus Zwick Statistisches Bundesamt Leiter des Forschungsdatenzentrums
Weitere Auskünfte gibt: Dr. Manfred Ehling, Telefon: (0611) 75-2903, E-Mail: manfred.ehling@destatis.de
ots-Originaltext Statistisches Bundesamt
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