Deutsche Wirtschaft im Jahr 2006 kräftig gewachsen
Wiesbaden (ots)
Kurzfassung
Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2006 kräftig gewachsen. Um 2,5% war das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes höher als im Vorjahr. Bei kalenderbereinigter Betrachtung - im Jahr 2006 standen zwei Arbeitstage weniger zur Verfügung als in 2005 - ergibt sich sogar eine Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts von 2,7% für das Jahr 2006. Das ist die stärkste wirtschaftliche Belebung seit dem Boomjahr 2000.
Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt, verkettet Veränderung gegenüber dem Vorjahr:
1996 1997 1998 1999 2000 + 1,0% + 1,8% + 2,0% + 2,0% + 3,2%
2001 2002 2003 2004 2005 2006 + 1,2% + 0,0 - 0,2% + 1,2% + 0,9% + 2,5%
Die Wachstumsimpulse im Jahr 2006 kamen sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Anders als in den beiden zurückliegenden Jahren lieferte die inländische Verwendung jedoch den weitaus größeren Beitrag zum BIP-Wachstum (+ 1,7%-Punkte) als der Außenbeitrag (+ 0,7%-Punkte). Dazu trugen vor allem die Bruttoanlageinvestitionen bei, die so stark gestiegen sind wie noch nie nach der Vereinigung: In Ausrüstungen wurde nochmals deutlich mehr investiert als im Vorjahr (+ 7,3%), und auch die Bauinvestitionen sind nach der jahrelangen Schwächeperiode kräftig gestiegen (+ 3,6%). Im Inland wurde jedoch nicht nur mehr investiert, sondern auch stärker konsumiert: Der private Konsum legte nach zwei nahezu stagnierenden Jahren um 0,6% zu, und der Staat erhöhte seine Konsumausgaben um 1,7%. Daneben präsentierte sich der Außenhandel weiterhin sehr dynamisch: Die Wachstumsraten der Im- und Exporte haben sich im Vergleich zu 2005 fast verdoppelt. Dabei sind die realen Exporte mit 12,4% wiederum stärker gestiegen als die Importe (+ 12,1%).
Der Staatssektor wies im Jahr 2006 nach noch vorläufigen Berechnungen ein Finanzierungsdefizit von 46,5 Milliarden Euro auf; bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen sind dies 2,0%. Damit wurde erstmals seit dem Jahr 2001 wieder der Referenzwert nach dem Maastrichtvertrag von 3% unterschritten.
Am 13. Februar 2007 wird das Statistische Bundesamt erste Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das vierte Quartal 2006 und die überarbeiteten Ergebnisse für das Jahr 2006 veröffentlichen (nur BIP); am 22. Februar 2007 folgen die detaillierten Ergebnisse.
Deutsche Wirtschaft im Jahr 2006 kräftig gewachsen
Langfassung
Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2006 kräftig gewachsen. Um 2,5% war das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes höher als im Vorjahr. Das ist die stärkste wirtschaftliche Belebung seit dem Boomjahr 2000.
Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt, verkettet Veränderung gegenüber dem Vorjahr:
1996 1997 1998 1999 2000 + 1,0% + 1,8% + 2,0% + 2,0% + 3,2%
2001 2002 2003 2004 2005 2006 + 1,2% + 0,0% - 0,2% + 1,2% + 0,9% + 2,5%
Bei kalenderbereinigter Betrachtung - im Jahr 2006 standen zwei Arbeitstage weniger zur Verfügung als in 2005 - ergibt sich sogar eine Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts von 2,7% für das Jahr 2006.
Bruttoinlandsprodukt, preis- und kalenderbereinigt, verkettet Veränderung gegenüber dem Vorjahr:
1996 1997 1998 1999 2000 + 1,0% + 1,9% + 1,8% + 1,9% + 3,5%
2001 2002 2003 2004 2005 2006 + 1,4% + 0,0% - 0,2% + 0,8% + 1,1% + 2,7%
Die Wirtschaftsleistung in Deutschland wurde im Jahresdurchschnitt 2006 von knapp 39,1 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 258 000 Personen mehr (+ 0,7%) als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Erwerbslosen (internationale Abgrenzung) sank im Jahr 2006 gegenüber dem Vorjahr nach noch vorläufiger Auswertung der ILO-Telefonerhebung um 464 000 (- 11,9%) auf 3,4 Millionen Personen. Der Anteil der Erwerbslosen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen lag damit im Jahresdurchschnitt bei 8,1%.
Die Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, stieg im Jahr 2006 um 1,8%. Je Erwerbstätigenstunde gerechnet erhöhte sie sich um 1,9%, da die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen geringfügig abnahm. Seit sechs Jahren war die Arbeitsproduktivität je Stunde nicht mehr so stark gestiegen wie in 2006.
Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts (preisbereinigt) trugen alle Wirtschaftsbereiche mit Ausnahme der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (- 3,5%) positiv zur Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2006 bei. Im Baugewerbe scheint der jahrelange Abwärtstrend gestoppt: Der Anstieg der Bruttowertschöpfung von 4,0% wurde lediglich vom Produzierenden Gewerbe noch übertroffen (+ 4,9%). In den Bereichen Handel, Gastgewerbe und Verkehr (+ 3,2%), Finanzierung und Vermietung (+ 1,9%) sowie öffentliche und private Dienstleister (+ 0,3%) erhöhte sich ebenfalls die Wirtschaftsleistung. Insgesamt stieg die preisbereinigte Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche um 2,6%.
Auf der Verwendungsseite des Bruttoinlandsprodukts kamen 2006 sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland positive Wachstumsimpulse. Anders als in den beiden Jahren davor lieferte die inländische Verwendung jedoch den weitaus größeren Beitrag zum BIP-Wachstum (+ 1,7%-Punkte) als der Außenbeitrag (+ 0,7%-Punkte). Dazu trugen vor allem die Bruttoanlageinvestitionen bei, die so stark gestiegen sind wie noch nie nach der Vereinigung (Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr von + 5,3%): Die Investitionen in Ausrüstungen (+ 7,3%) nahmen im Jahr 2006 noch stärker zu als in 2005 (+ 6,1%), und auch die Bauinvestitionen sind nach der jahrelangen Schwächeperiode kräftig gestiegen (+ 3,6%). Die Investitionen in sonstige Anlagen - vor allem Computersoftware und Urheberrechte - waren ebenfalls höher (+ 5,9%) als im Vorjahr. In 2006 wurde im Inland jedoch nicht nur mehr investiert, sondern auch stärker konsumiert als im Vorjahr: Der private Konsum legte um 0,6% zu, nachdem in den Jahren 2003 bis 2005 das Niveau der privaten Konsumausgaben nahezu unverändert war; der Staat erhöhte seine Konsumausgaben um 1,7% (nach + 0,6% in 2005).
Auch der Außenhandel präsentierte sich weiterhin sehr dynamisch: Die ungebrochene Nachfrage aus dem Ausland sorgte für zweistellige Zuwachsraten der Exporte, die mit real 12,4% etwas stärker stiegen als die Importe (+ 12,1%). Der daraus resultierende preisbereinigte Exportüberschuss (Außenbeitrag) trug mit 0,7%-Punkten zum Wirtschaftswachstum bei. Im Jahr 2005 war der Wachstumsbeitrag des Exportüberschusses mit 0,4%-Punkten etwas geringer ausgefallen.
In jeweiligen Preisen erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2006 auf 2 303 Milliarden Euro (+ 2,8%). Das Bruttonationaleinkommen stieg etwas stärker um 2,9% auf 2 313 Milliarden Euro, da die aus dem Ausland empfangenen Zinsen und Ausschüttungen deutlich zulegten.
Das Volkseinkommen nahm im Jahr 2006 um 3,1% auf 1 728 Milliarden Euro zu. In 2005 war der Anstieg mit 1,5% deutlich geringer ausgefallen. Bei leicht rückläufiger Bevölkerungszahl (- 0,1%) erhöhte sich das Volkseinkommen je Einwohner noch etwas stärker um 3,3% auf rund 21 000 Euro. Die beiden Komponenten des Volkseinkommens, das Arbeitnehmerentgelt sowie die Unternehmens- und Vermögenseinkommen, entwickelten sich - wie schon in den vorangegangenen Jahren - sehr unterschiedlich: Während das Arbeitnehmerentgelt mit 1 144 Milliarden Euro nach dem Rückgang in 2005 im Jahr 2006 wieder einen leichten Anstieg verzeichnete (+ 1,3%), legten die Unternehmens- und Vermögenseinkommen wiederum beachtlich auf 584 Milliarden Euro zu; mit 6,9% fiel die Zunahme etwas höher aus als in 2005 (+ 6,2%). Die Lohnquote (Anteil des Arbeitnehmerentgeltes am Volkseinkommen) lag im Jahr 2006 mit 66,2% nochmals deutlich unter der des Vorjahres (67,4%) und ist damit bereits seit dem Jahr 2000 (72,2%) rückläufig.
Die Bruttolöhne und -gehälter beliefen sich 2006 auf rund 924 Milliarden Euro, das waren 1,4% mehr als im Vorjahr. Die Nettolöhne und -gehälter - nach Abzug der Lohnsteuer und der Sozialbeiträge der Arbeitnehmer - lagen dagegen nur geringfügig über dem Vorjahresniveau (+ 0,3%). Dies ist vor allem auf gestiegene Sozialbeiträge (+ 4,3%) sowie eine gleichzeitige Zunahme der Lohnsteuer der Arbeitnehmer (+ 2,7%) zurückzuführen. Da sich die Zahl der Arbeitnehmer (+ 0,7%) ebenfalls erhöht hat, ist der durchschnittliche monatliche Bruttoverdienst je Arbeitnehmer im Jahr 2006 nur um 0,7% gestiegen; der Nettoverdienst war sogar um 0,3% geringer als im Vorjahr.
Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte nahm im Jahr 2006 wie schon in den beiden Jahren zuvor um 1,7% zu und erreichte 1 484 Milliarden Euro. Die privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen stiegen, anders als in den letzten Jahren, stärker (+ 2,0%) als das verfügbare Einkommen. Die Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte, die das Wirtschaftswachstum seit 2001 gebremst hatte, wurde in 2006 nicht beobachtet. Entsprechend ging die Sparquote erstmals seit dem Jahr 2000 wieder zurück, wenn auch nur leicht von 10,6% im Jahr 2005 auf 10,5% im Berichtsjahr.
Der Staatssektor, bestehend aus Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen, wies im Jahr 2006 nach noch vorläufigen Berechnungen ein Finanzierungsdefizit von 46,5 Milliarden Euro auf; bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen sind dies 2,0%. Damit wurde erstmals seit dem Jahr 2001 wieder der Referenzwert nach dem Maastrichtvertrag von 3% unterschritten.
Am 13. Februar 2007 wird das Statistische Bundesamt erste Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das vierte Quartal 2006 und die überarbeiteten Ergebnisse für das Jahr 2006 veröffentlichen (nur BIP); am 22. Februar 2007 folgen die detaillierten Ergebnisse.
Die im August 2006 veröffentlichten Ergebnisse für die Jahre 1991 bis 2005 wurden - wie immer zum jetzigen Zeitpunkt - nicht überarbeitet.
Diese und weitere Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können im Internet (http://www.destatis.de) abgerufen werden. Außerdem werden in der Fachserie 18 "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen", Reihe 1.1 "Erste Jahresergebnisse" (Bestellnummer 2180110) tiefer gegliederte Ergebnisse veröffentlicht. Diese und weitere Veröffentlichungen sind online im Statistik-Shop des Statistischen Bundesamtes unter http://www.destatis.de/shop kostenfrei erhältlich.
Weitere Auskünfte gibt: VGR-Infoteam, Telefon: +49(0)611 75-2626, E-Mail: bip-info@destatis.de
Bruttoinlandsprodukt, Bruttonationaleinkommen und Volkseinkommen
2003 2004 2005 2006
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Verwendung des Bruttoinlandsprodukts
In jeweiligen Preisen Private Konsumausgaben 1,4 1,7 1,4 2,0 Konsumausgaben des Staates 1,3 - 0,5 1,1 1,5 Bruttoanlageinvestitionen - 2,1 - 0,1 0,7 6,0 Ausrüstungsinvestitionen - 3,0 3,1 5,0 6,4 Bauinvestitionen - 1,6 - 2,5 - 2,7 6,1 Sonstige Anlagen - 0,9 1,5 2,1 3,0 I n l ä n d i s c h e V e r w e n d u n g 1,5 1,0 1,4 3,0 Exporte 0,7 9,5 8,1 13,4 Importe 2,6 7,0 8,6 15,6 B r u t t o i n l a n d s- p r o d u k t (BIP) 0,9 2,1 1,5 2,8
Preisbereinigt, verkettet Private Konsumausgaben - 0,1 0,1 0,1 0,6 Konsumausgaben des Staates 0,4 - 1,3 0,6 1,7 Bruttoanlageinvestitionen - 0,8 - 0,4 0,8 5,3 Ausrüstungsinvestitionen - 0,1 4,2 6,1 7,3 Bauinvestitionen - 1,6 - 3,8 - 3,6 3,6 Sonstige Anlagen 2,5 1,2 4,7 5,9 I n l ä n d i s c h e V e r w e n d u n g 0,6 0,0 0,5 1,8 Exporte 2,4 9,6 6,9 12,4 Importe 5,4 6,9 6,5 12,1 B r u t t o i n l a n d s- p r o d u k t (BIP) - 0,2 1,2 0,9 2,5 Nachrichtlich: BIP je Erwerbstätigen (Produktivität) 0,8 0,9 1,0 1,8
Bruttonationaleinkommen 1,4 3,0 1,8 2,9 Volkseinkommen 1,3 3,4 1,5 3,1 Arbeitnehmerentgelt 0,3 0,5 - 0,7 1,3 Unternehmens- und Vermögenseinkommen 3,9 10,4 6,2 6,9
Wachstumsbeiträge zum preisbereinigten BIP in %-Punkten
Inländische Verwendung 0,6 0,0 0,4 1,7 Private Konsumausgaben - 0,1 0,0 0,0 0,4 Konsumausgaben des Staates 0,1 - 0,2 0,1 0,3 Bruttoanlageinvestitionen - 0,1 - 0,1 0,1 0,9 darunter: Ausrüstungs- investitionen 0,0 0,3 0,4 0,5 Bauinvestitionen - 0,2 - 0,4 - 0,3 0,3 Vorratsveränderungen u.ä. 0,7 0,3 0,2 0,1 Außenbeitrag - 0,8 1,2 0,4 0,7
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