ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Medien-Info: Erster Erfolg gegen Union Busting bei Telus in Essen: Content Moderator erhält Zugang zum Arbeitsplatz
Erster Erfolg gegen Union Busting bei Telus in Essen: Content Moderator erhält Zugang zum Arbeitsplatz
Cengiz Haksöz hat Dank der Unterstützung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), aus der Bundespolitik und der Zivilgesellschaft wieder Zugang zu seiner Arbeitsstätte bei Telus International in Essen.
Haksöz arbeitet seit mehreren Jahren als Content Moderator bei Telus. Eine Hauptaufgabe von ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen besteht darin, die Social-Media-Plattformen des Meta-Konzerns (Instagram/Facebook) auf kinderpornografische, extrem gewaltvolle oder jugendgefährdende Inhalte zu prüfen und diese zu löschen. Überdies ist Haksöz als von der Belegschaft gewählter Wahlvorstandsvorsitzender für die Organisation und Durchführung der ersten Betriebsratswahl bei Telus International am Standort Essen im Juli zuständig.
Nach seinem Bericht über die extrem belastenden Arbeitsbedingungen für Content Moderatorinnen und -Moderatoren vor dem Bundestagsausschuss für Digitales war er von der Arbeit freigestellt und mit einem Betretungsverbot für die Firmenräume belegt worden.
Das komplette Betretungsverbot für Firmenräume muss Telus nun zurücknehmen. Dies ergab das Arbeitsgerichtsverfahren am Donnerstag 29. Juni 2023, an dessen Ende ein Vergleich auf Empfehlung des Gerichts geschlossen wurde.
„Wir freuen uns zusammen mit Cengiz Haksöz und seinen Telus-Kolleg*innen sowie mit den in ver.di organisierten Content Moderator*innen über seine Rückkehr in den Betrieb. Daran ändert auch nichts der aussichtslose Versuch von Telus, unseren Kollegen nun individualvertraglich kündigen zu wollen. Das ist ein verzweifelter Griff ins unterste Regal und hat tatsächlich wegen des besonderen Kündigungsschutzes für Wahlvorstands- und Betriebsratsmitglieder keine Chance auf Erfolg“, sagte Christoph Schmitz, Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes.
„Cengiz Hasköz hat großen Mut bewiesen, sich zu den Arbeitsumständen von Content Moderator*innen zu äußern und sich mit dem ver.di-Rechtsschutz gegen seine Entfernung aus dem Betrieb zu wehren“, sagte Schmitz weiter. Damit bereite er für die über 5000 Kolleg*innen in der Content Moderation bei Majorel, Telus, TikTok und weiteren Firmen in Deutschland den Weg, die nötige Wahrnehmung für ihre einerseits unverzichtbare Arbeit in den tagtäglich genutzten Digitalplattformen zu verschaffen und andererseits mit allen Mitteln ihren Arbeits- und Gesundheitsschutz zu verbessern.
ver.di kooperiert mit mehreren NGO in der Auseinandersetzung für bessere Arbeitsbedingungen. „Die Tatsache, dass erst ein Gericht eingeschaltet werden musste, damit Cengiz Haksöz seine Arbeit wieder ungehindert aufnehmen darf, sagt viel aus über die Kultur, die der Konzern Telus International seinen hunderten Beschäftigten gegenüber etabliert“, sagte Julia Kloiber, Geschäftsführerin der in Berlin ansässigen NGO Superrr Lab, „eine Kultur der Schikane und Einschüchterung, die von den Auftraggebern in den großen Social-Media-Konzernen unterstützt wird.“
„Das Outsourcing der Content Moderation im Auftrag von Digitalkonzernen wie Google, Meta oder Twitter und anderen zeigt mangelnde Verantwortung für die Arbeitsbedingungen und geht oft einher mit deutlich schlechterer Entlohnung und Gesundheitsschutz bei den digitalen Dienstleistungsunternehmen“, betonte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Schmitz. „Gut, dass die Digitalpolitiker*innen im Bundestag darauf aufmerksam geworden sind. Nun können sie live miterleben, wie mit Beschäftigten der Branche umgegangen wird, wenn sie die Wahrung ihrer Grundrechte einfordern. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen wird eine gemeinsame Aufgabe von Gewerkschaften, Bundespolitik und Gesellschaft, die gegen Widerstände global agierender Digitalkonzerne nicht einfach zu erreichen sein wird. Die Content Moderator*innen setzen sich täglich den dunkelsten Seiten des Internet aus. Wir holen sie und ihre Arbeitsbedingungen jetzt aus den dunklen Nischen der Digitalwirtschaft“, so Schmitz.
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