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Medien-Info: Neue Studie zur Digitalisierung: Beschäftigte sind zunehmender Belastung ausgesetzt – Betroffene brauchen mehr Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung der Technik

Neue Studie zur Digitalisierung: Beschäftigte sind zunehmender Belastung ausgesetzt – Betroffene brauchen mehr Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung der Technik

Die Digitalisierung in der Arbeitswelt, die durch die Corona-Pandemie einen zusätzlichen Schub erhalten hat, führt zu steigenden Belastungen und Arbeitshetze. Insbesondere die psychischen Belastungen nehmen zu: Das Arbeitstempo wird mehr und mehr von der digitalen Technik bestimmt, der sich viele Beschäftigte häufig ausgeliefert fühlen. Das sind die zentralen Befunde der neuen Studie „Arbeitsbedingungen und Digitalisierung“ im Dienstleistungssektor im Auftrag der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) auf Basis einer Sonderauswertung der bundesweiten Repräsentativumfrage mit dem DGB-Index Gute Arbeit 2022.

Demnach arbeiten mittlerweile 68 Prozent der Beschäftigten im Dienstleistungssektor in sehr hohem oder hohem Maß mit digitalen Mitteln, wobei 76 Prozent der digital Arbeitenden keinen oder kaum Einfluss auf den Einsatz der digitalen Technik an ihrem Arbeitsplatz haben. 44 Prozent der digital Arbeitenden gaben an, ihr Arbeitstempo werde in starkem Maße von der digitalen Technik bestimmt; 36 Prozent arbeiten sogar häufig in dem Gefühl, der digitalen Technik ausgeliefert zu sein. So sehen sich beispielsweise im Bereich Handel Verkäuferinnen und Verkäufer zu digital gelenkten „Pulli-Verräumern“ degradiert nach dem Motto: „Die Technik assistiert nicht meiner Arbeit, ich assistiere der Technik.“

Weitere Befunde der Untersuchung sind: 48 Prozent der im Dienstleistungssektor digital Arbeitenden gaben an, dass sich die zu bewältigende Arbeitsmenge in Folge der Digitalisierung vergrößert habe, nur 6 Prozent sagen, dass sie kleiner geworden sei. 46 Prozent berichten, digitalisierungsbedingt sei die Anzahl der gleichzeitig zu bearbeitenden Vorgänge gestiegen (Stichwort: Multitasking); für nur 4 Prozent eher gesunken. 35 Prozent registrierten einen Zuwachs an Kontrolle und Überwachung, nur 6 Prozent eine Abnahme. Die Teilnahme an Videokonferenzen bedeutete für 34 Prozent der Betroffenen einen Zuwachs ihrer Arbeitsbelastung, für 12 Prozent jedoch eine Verringerung.

„Die Ergebnisse der Umfrage stellen den Arbeitgebern ein verheerendes Zeugnis aus“, sagte Christoph Schmitz, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. Die Digitalisierung führe zu einer Zunahme der Arbeitsbelastung; dagegen würden nicht einmal in einem Drittel der Betriebe Maßnahmen ergriffen und wenn, dann tauge nur jede zweite Maßnahme etwas. „Ein Großteil der Arbeitgeber hat das Problem also nicht einmal im Nachhinein erkannt. Dabei ist der Schutz der Beschäftigten vor Mehrbelastungen nur die Mindestanforderung – es muss um viel mehr gehen: digitale Mittel so einzusetzen, dass sie einen Beitrag zur Humanisierung der Arbeit leisten.“ Dazu brauche es auch die richtigen politischen Rahmenbedingungen: Verbesserungen im Arbeitsschutz, Stärkung der Mitbestimmungsrechte der Interessenvertretungen, Sicherung der Tarifautonomie. Zudem seien die Gewerkschaften auf ihrem ureigenen Gebiet, in der Betriebs- und Tarifpolitik, gefordert; hier gelte es, an bisherige Erfolge anzuknüpfen. „Auch im Umgang mit der digitalen Herausforderung ist die wichtigste Machtressource der Beschäftigten und damit auch der Gewerkschaften ihre Fähigkeit zur kollektiven Aktion, wie sie sich in den jüngsten Tarifrunden eindrucksvoll gezeigt hat.“

Für Rückfragen: Nadine Müller, 030-6956.1360

V.i.S.d.P.

Richard Rother 
ver.di-Bundesvorstand
Paula-Thiede-Ufer 10
10179 Berlin

Tel.: 030/6956-1011, -1012
E-Mail:  pressestelle@verdi.de
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