Premiere schließt Sicherheitslücke in der Programmverschlüsselung / "Größte Angriffsfläche für Hacker versiegelt"/Wechsel des Verschlüsselungssystems und SmartCard-Tausch ab Sommer
München (ots)
Premiere hat eine entscheidende Sicherheitslücke in seiner verschlüsselten Programmausstrahlung geschlossen: Der Sender hat am gestrigen Montag um 12.00 Uhr die Ausstrahlung seines Gesamtprogramms über einen einzigen Verschlüsselungscode beendet. "Damit haben wir die größte Angriffsfläche für Hacker versiegelt", sagt Dr. Helmut Stein, Technischer Geschäftsführer bei Premiere. Für Zuschauer, die Premiere mit einer manipulierten SmartCard empfingen, blieb der Bildschirm nach der Abschaltung schwarz. Für alle Premiere Zuschauer mit einer regulären SmartCard war der Empfang dadurch nicht unterbrochen.
Bislang hatte der Sender sein komplettes Programmangebot inklusive aller Pay-per-View-Dienste auch als Monitoring-Angebot mit einer einzigen Verschlüsselung ausgestrahlt. Das heißt, mit nur einem entsprechenden Schlüssel konnten alle Kanäle freigeschaltet und gesehen werden. Damit sollte zum einen Betreibern von Kabelnetzen die Signalüberwachung am Übergabepunkt erleichtert werden. Zum anderen bot die Monitoring-Funktion Premiere Händlern die Möglichkeit, ohne gesonderte Bestellung zu Demonstrationszwecken auf die Near-Video-on-Demand-Angebote zuzugreifen. "Analysen haben gezeigt, dass die Mehrheit aller manipulierten SmartCards mit genau dem Monitoring-Schlüssel beschrieben sind", so Stein weiter. Die ersatzlose Abschaffung der Monitoring-Funktion sei die logische Folge.
Gleichzeitig kündigt Stein einen weiteren entscheidenden Schritt in der technischen Bekämpfung der Digitalpiraterie an: "Noch in diesem Jahr werden wir ein neues Verschlüsselungssystem einsetzen." Das neue System betacrypt 2 basiert auf der offenen DVB-Technologie mit neu entwickelter Multisektoren-SmartCard, die neben einer sicheren Grundverschlüsselung das separate Verschlüsseln einzelner Programme oder TV-Dienste ermöglicht. Die betacrypt 2-Software wird von Premiere im August via Satellit und Kabel auf die bestehende Boxenpopulation aufgespielt. Parallel dazu werden die SmartCards der ersten Generation abgeschaltet und durch die neuen Multisektoren-Karten ersetzt. Der vollständige Wechsel des Sicherheitssystems, der einen Kartentausch bei allen knapp 2,5 Millionen Premiere Abonnenten umfasst, soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Zusätzlich werden von Premiere auch weiterhin in unregelmäßigen Abständen Schlüsselwechsel durchgeführt. Die neuen Schlüssel werden dabei jeweils mit dem normalen Sendesignal über Kabel und Satellit in die Haushalte übertragen und auf die regulären SmartCards aufgespielt. Auch hierbei kann der Schwarzseher, der die SmartCard selber manipuliert oder von einem Dealer gekauft hat, anschließend nichts mehr sehen, weil seine SmartCard den neuen Schlüssel nicht erhält und die Bildsignale nicht mehr decodieren kann.
Neben den technischen Maßnahmen nutzt Premiere alle juristischen Möglichkeiten, um gegen Piraterie vorzugehen. Vielfach erstattet der Sender Anzeige und unterstützt Polizei und Staatsanwaltschaften bei den Ermittlungen. Herstellung und Vertrieb gefälschter SmartCards erfüllen mehrere Tatbestände des Strafgesetzbuches (StGB), des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) und des neuen Zugangskontrolldiensteschutzgesetzes (ZKDSG). In der Herstellung ist ein Verrat von Geschäfts- oder Betriebsgeheimnissen (§ 17 UWG), ein Ausspähen von Daten (§ 202a StGB), eine Fälschung beweiserheblicher Daten (§ 269 StGB) und eine unerlaubte Herstellung einer Umgehungsvorrichtung (§ 3 ZKDSG) zu sehen. Die Nutzung derartiger Karten ist unter anderem als Computerbetrug nach § 263a StGB strafbar. Das Strafmaß reicht bei diesen Delikten bis zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren.
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