KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung
KBV-Chef Köhler zieht nach einem Jahr Bilanz
"Wir sind aktiver Gestalter, kein reiner Verwalter"
Berlin (ots)
"2006 wird berufspolitisch ein schwieriges und raues Jahr werden. Die Politik muss die Weichen stellen, um das deutsche Gesundheitswesen zukunftssicher zu machen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wird stark gefragt sein - allen Unkenrufen zum Trotz. Denn wir verstehen uns als aktiver Gestalter, nicht als reiner Verwalter." Diese Prognose hat heute Dr. Andreas Köhler abgegeben. Der Vorsitzende des Vorstands der KBV äußerte sich auf einer Pressekonferenz seiner Organisation in Berlin. "Derzeit sieht es zwar so aus, als wolle Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt viele Dinge über die Köpfe der Ärzte und Krankenkassenvertreter hinweg entscheiden, doch sie wird um den Sachverstand der gemeinsamen Selbstverwaltung nicht herumkommen."
Die Ankündigung der Ministerin, ein Institut mit der Konzeption einer neuen Gebührenordnung zu betrauen, wertete Köhler als wenig sinnvollen Alleingang: "Wir fordern schon seit Jahren einen EBM mit Bewertungen in Euro und Cent und arbeiten - wie mit dem Gesundheitsministerium vereinbart - an einer morbiditätsorientierten Bezahlung der Ärzte. Wir brauchen kein weiteres Institut." Schmidt solle sich lieber darauf konzentrieren, die chronische Unterfinanzierung im Gesundheitswesen zu beseitigen: "Die hohe Qualität der ambulanten Versorgung halten die Kollegen nur noch aufrecht, indem sie einen Teil der Leistungen umsonst erbringen. Damit muss Schluss sein. Wenn die Ministerin auch noch ihre Ankündigung wahr macht, die Honorierung privatärztlicher Leistungen auf das Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung abzusenken, bricht das Gesundheitssystem endgültig zusammen. Das kann keiner wollen." Es sei populistisch und unseriös zu behaupten, Privatpatienten würden derzeit grundsätzlich besser behandelt als gesetzlich Versicherte.
Die KBV habe in diesem Jahr mit der Umsetzung ihrer angekündigten Dienstleistungsorientierung begonnen. Als Beispiele nannte Köhler die Vertragswerkstatt: Die KBV habe bereits vier Vertragsentwürfe für eine Kooperation von Gesundheitsberufen über Sektorengrenzen hinweg fertig. So sei am Vortag ein Vertragskonzept zur Behandlung Aidskranker vorgestellt worden. Zwei weitere Entwürfe folgten in Kürze. Sie beträfen die Gebiete Kardiologie und Dialyse.
Auch beim Qualitätsmanagement habe die Organisation neue Maßstäbe gesetzt: "Seit September können wir - nach erfolgreichen Praxistests - unser eigenes Qualitätsmanagementsystem 'Qualität und Entwicklung in Arztpraxen' (QEP) flächendeckend allen Vertragsärzten und -psychotherapeuten anbieten. Dafür haben wir 4.000 Trainer ausgebildet. 5.000 weitere folgen im kommenden Jahr. Die Kollegen vor Ort profitieren von QEP, denn wir haben im Gegensatz zu kommerziellen Anbietern keine finanziellen Interessen. Außerdem ist unser System genau auf die Kollegen in der Praxis zugeschnitten." Das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung von 2004 verpflichtet nahezu alle Leistungserbringer, ein internes Qualitätsmanagement einzuführen. In der Wahl des Systems sind sie frei.
Positiv wertete Köhler, dass die neue Regierung das Thema Ärztemangel inzwischen ernst nimmt. "Wir haben Vorschläge zur Flexibilisierung des Vertragsarztrechts gemacht, die das Bundesgesundheitsministerium in einem entsprechenden Gesetzentwurf zum Teil wörtlich aufgegriffen hat. Mit Initiativen für die Vereinbarung von Familie und Arztberuf sowie für die Möglichkeit der Tätigkeit in mehreren Praxen gewinnen wir sicherlich mehr junge Leute für den Dienst am Menschen. Es muss letztlich aber endlich Schluss sein mit der ungleichen Honorierung in Ost und West", betonte der KBV-Vorsitzende.
Das vollständige Statement im Wortlaut findet sich im Internet unter der Adresse http://www.kbv.de/presse/7291.html.
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