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Deutscher Bundesverband für Logopädie e. V. (dbl)

Kostendruck in der GKV führt zu schleichendem Rückzug aus der Sprachtherapie
Schlechtere Zukunftschancen für Kinder mit Sprachstörungen

Karlsruhe (ots)

"Eltern mit sprachentwicklungsgestörten Kindern
haben immer öfter Probleme, an eine Verordnung  für logopädische 
Therapie zu kommen", berichtete die Präsidentin des Deutschen 
Bundesverbandes für Logopädie (dbl), Dr. Monika Rausch, heute vor der
Presse in Karlsruhe. Im Vorfeld des vom 7.-9. Juni in Karlsruhe 
stattfindenden Logopädenkongresses wies sie darauf hin, dass sich 
damit für 8 bis 12 Prozent eines Altersjahrganges die schulischen und
später beruflichen Chancen deutlich verschlechtern. "Wenn ein Kind in
der Einschulungsphase die deutsche Sprache krankheitsbedingt nicht 
altersgerecht entwickelt hat, wird es auch im Lesen und Schreiben und
damit in allen Fächern nicht mithalten können", so Dr. Rausch.
Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist nach Ansicht der 
dbl-Präsidentin der enorme Kostendruck in der Gesetzlichen 
Krankenversicherung (GKV), der Kinderärzte und  Krankenkassen zu 
deutlichen Einsparungen zwingt. "Er führt dazu, dass alle Argumente 
herangezogen werden die dazu verhelfen, die Kosten und somit die 
Verordnungen möglichst gering zu halten, so die dbl-Präsidentin.
So raten Kinderärzte entgegen allen wissenschaftlichen Studien den
Eltern von Kindern mit vermuteten Sprachstörungen immer wieder,  
abzuwarten, statt eine logopädische Diagnostik zu veranlassen und 
ggf. frühzeitig therapeutisch einzugreifen. Andere verweisen auch bei
Sprachstörungen auf die Sprachfördermaßnahmen in der 
Kindertagesstätte, obwohl nachgewiesen ist, dass Kinder eine 
Sprachstörung mit Hilfe solcher Angebote nicht  überwinden können. 
Bei Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache wird das Vorliegen einer
Sprachstörung häufig gar nicht erst untersucht, weil alle 
sprachlichen Auffälligkeiten als Folge der Mehrsprachigkeit 
interpretiert werden. Teils wird darauf verwiesen, dass das Kind erst
einmal deutsch lernen solle. Krankenkassen bieten Kinderärzten 
Bonuszahlungen an, wenn sie ihre Verordnungsmengen für Sprachtherapie
herunterschrauben oder schalten sich mit Veranstaltungen,  bei denen 
versucht wird, die sprachtherapeutische Versorgung der Kinder als 
"Bestandteil der Vorschulangebote" zu diffamieren, aktiv in die 
Meinungsbildung von Ärzten und anderen Multiplikatoren ein .
"Sprachentwicklungsstörungen sind medizinisch begründete 
Krankheitsbilder. Den betroffenen Kindern hilft nur eine logopädische
Therapie auf der Grundlage einer differenzierten logopädischen 
Diagnostik. Für diese gilt: je früher interveniert wird, desto 
besser. Dies zu negieren und einfach   abzuwarten oder an in solchen 
Fällen vollkommen wirkungslose Sprachförderprogramme zu verweisen 
gefährdet die Zukunftschancen der betroffenen Kinder", so Dr. Monika 
Rausch.

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Lucas Rosenthal, Deutscher Bundesverband für Logopädie (dbl)
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