UNICEF: Täglich neun Kinder verletzt oder verstümmelt in Afghanistan | Sperrfrist 17.12. - 6:30 Uhr
Sperrfrist 17.12. - 6:30 Uhr
Afghanistan tödlichstes Kriegsgebiet
UNICEF: Täglich neun Kinder verletzt oder verstümmelt in Afghanistan
UNICEF fordert die Konfliktparteien dazu auf, Kinder zu schützen und Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser zu stoppen.
New York/Genf/Kabul/Köln, 17. Dezember 2019 //Laut einem aktuellen UNICEF-Bericht hat der anhaltende Konflikt in Afghanistan verheerende Auswirkungen auf das Leben von Kindern. Das UN-Kinderhilfswerk kritisiert, dass die Konfliktparteien ihrer Pflicht nicht nachkommen, Kinder zu schützen.
Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden in Afghanistan täglich rund neun Kinder getötet oder verstümmelt - so der heute veröffentlichte UNICEF-Bericht "Preserving Hope in Afghanistan: Protecting children in the world's most lethal conflict". Dies entspricht einem Anstieg von elf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Verantwortlich hierfür ist die Zunahme von Selbstmordattentaten und Bodenkämpfen zwischen regierungstreuen Kräften und ihren Gegnern.
"Das Jahr 2019 war für afghanische Kinder besonders tödlich", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. "Kinder, ihre Familien und Gemeinschaften leiden jeden Tag unter den schrecklichen Folgen des Konflikts. Sie wünschen sich nichts sehnlicher als groß zu werden, zur Schule zu gehen, zu lernen und ihre Zukunft selbst zu gestalten. Wir können und müssen noch viel mehr tun, um ihren außergewöhnlichen Mut und ihre Resilienz zu stärken."
Afghanistan tödlichstes Kriegsgebiet
In den Jahren zwischen 2009 und 2018 wurden in Afghanistan insgesamt etwa 6.500 Kinder getötet und rund 15.000 weitere verletzt. 2018 war das Land das tödlichste Kriegsgebiet der Welt.
Kinder in Afghanistan leiden jedoch nicht nur unter der Gewalt, sondern auch unter den Folgen von Naturkatastrophen, Armut und Unterentwicklung.
Der Bericht dokumentiert, dass in dem Land
- 3,8 Millionen Kinder humanitäre Hilfe benötigen, - jedes dritte Mädchen vor dem 18. Geburtstag verheiratet ist, - 3,7 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter nicht zur Schule gehen, - 600.000 Kinder unter fünf Jahren schwer-mangelernährt sind, - 30 Prozent der Mädchen und Jungen Kinderarbeit leisten müssen und - 400.000 jungen Afghaninnen und Afghanen, die jährlich in den Arbeitsmarkt eintreten, häufig die beruflichen Qualifikationen fehlen, um eine existenzsichernde Arbeit zu finden.
"Die jungen Menschen in Afghanistan müssen wissen, dass mehr im Leben auf sie wartet als einer bewaffneten Truppe beizutreten oder aus dem Land zu fliehen und ihr Glück im Ausland zu versuchen", sagte Aboubacar Kampo, Leiter von UNICEF Afghanistan. "Mit der richtigen Unterstützung können sie sich aus dem Kreislauf von Gewalt und Unterentwicklung befreien und eine bessere Zukunft für sich und ihr Land gestalten."
UNICEF fordert alle Konfliktparteien auf, ihren menschen- und völkerrechtlichen Verpflichtungen nachzukommen und Kinder zu schützen, Angriffe auf Schulen und Gesundheitszentren zu stoppen und den Zugang zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen.
Unterstützung für die am stärksten gefährdeten Kinder in Afghanistan
In Afghanistan arbeitet UNICEF mit den Behörden und lokalen Gemeinden auch daran, eine Reihe gefährdender gesellschaftlicher Einstellungen zu verändern. So sind beispielsweise Mädchen durch Ehrenmorde, häusliche und sexuelle Gewalt besonders gefährdet.
Gemeinsam mit Partnern sorgt UNICEF für die Behandlung von 277.000 schwer-mangelernährten Kindern. Das Programm müsste jedoch deutlich ausgeweitet werden, um weitere 300.000 bedürftige Kinder zu erreichen.
UNICEF nutzt zunehmend nachhaltige solarbetriebene und nach dem Gravitationsprinzip arbeitende Wassersysteme, um Familien zu helfen, die im vergangenen Jahr von einer schweren Dürre betroffen waren. Trotzdem haben derzeit nur 64 Prozent der Bevölkerung Zugang zu einer guten Versorgung mit sauberem Trinkwasser.
UNICEF benötigt für seine Hilfe für die Kinder in Afghanistan im kommenden Jahr 323 Millionen US-Dollar. Derzeit sind die Programme vor Ort noch zu 75 Prozent unterfinanziert.
Pressekontakt
Deutsches Komitee für UNICEF, Jenifer Stolz, UNICEF Deutschland, 0221-93650-315, presse@unicef.de
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