Kinder im Klimawandel: Am meisten gefährdet, zu wenig beachtet
Kinder im Klimawandel: Am meisten gefährdet, zu wenig beachtet
Neuer UNICEF-Bericht zu Gesundheitsfolgen/ Erster Expert*innendialog zu Kindern und Klimawandel bei Bonner Klimakonferenz bietet einmalige Chance
Köln, den 3. Juni 2024 // Kinder und Jugendliche sind laut einem neuen UNICEF-Bericht am stärksten vom Klimawandel betroffen, aber werden bei politischen Entscheidungen kaum berücksichtigt und noch seltener beteiligt. In dem Bericht, der heute zum Start der Bonner Klimakonferenz veröffentlicht wird, macht UNICEF auf die gravierenden Auswirkungen des Klimawandels auf die körperliche und psychische Gesundheit von Kindern aufmerksam, wodurch Jahrzehnte des Fortschritts gefährdet sind.
„Eine der größten Erfolgsgeschichten der Menschheit ist die beeindruckende Reduzierung der Kindersterblichkeit. Doch was wir bei der Verbesserung der Überlebenschancen und des Wohlergehens von Kindern erreicht haben, wird durch den Klimawandel bedroht“, sagte Kitty van der Heijden, stellvertretende Exekutivdirektorin von UNICEF, die heute nach Bonn reist. „Da es keine Zeit zu verlieren gibt, bietet uns der Expertendialog in dieser Woche in Bonn eine seltene und wichtige Gelegenheit, der Gesundheit und dem Wohlergehen von Kindern bei allen Klimapolitiken, -investitionen und -maßnahmen Priorität einzuräumen.“
In dem neuen Bericht „A threat to progress: Confronting the effects of climate change on child health and wellbeing“ („Eine Bedrohung für den Fortschritt: Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern“) zeigt UNICEF die verschiedenen Gesundheitsgefahren für Kinder, die durch den Klimawandel entstehen oder verschärft werden – und das sogar schon vor der Geburt. Zum Beispiel steigt während Hitzewellen das Risiko für Früh- und Fehlgeburten. Untersuchungen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt pro ein Grad Temperaturanstieg um fünf Prozent zunimmt.
Extreme Hitze sowie Luftverschmutzung können vor allem für Neugeborene und Kleinkinder schwerwiegende Folgen bis hin zum Tod haben. Mangelernährung, die für fast die Hälfte aller weltweiten Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren mitverantwortlich ist, wird durch den Klimawandel voraussichtlich zunehmen. Auch für Kinder oft lebensgefährliche Krankheiten wie Malaria werden sich weiter ausbreiten.
Durch extreme Wetterereignisse wird der Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung, Ernährung, Gesundheitsdiensten, sozialen Sicherungssystemen und Bildung eingeschränkt. Zum Beispiel können Schulschließungen wegen extremer Hitze, Überschwemmungen oder Wirbelstürmen zu wochen- oder sogar monatelangen Unterbrechungen des Unterrichts führen – mit langfristigen Folgen für Kinder und Jugendliche. Vertreibungen, das Fehlen von Routinen und der mangelnde Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen verstärken Stress, Angst und das Gefühl der Instabilität bei Kindern.
Obwohl der Klimawandel also Auswirkungen auf nahezu alle Lebensbereiche von Kindern hat und sie ein Drittel der Weltbevölkerung ausmachen – von den in extremer Armut lebenden Menschen stellen sie sogar die Hälfte – werden ihre Belange bisher viel zu wenig berücksichtigt.
Der erste „Expert*innendialog zu Kindern und Klimawandel“, der am zweiten Tag der Bonner Klimakonferenz (SB60) am 4. Juni stattfindet und von UNICEF ko-moderiert wird, ist eine wichtige Gelegenheit, das zu ändern. Ziel ist es, ein evidenz-basiertes Verständnis für die besonderen Auswirkungen des Klimawandels auf Kinder zu entwickeln und Kinderrechte zu einem festen Bestandteil der Klimakonferenzen und begleitenden Prozesse zu machen. Der Expert*innendialog soll konkrete Empfehlungen dafür ausarbeiten, wie Kinderrechte im notwendigen Ausmaß in der internationalen und nationalen Klimapolitik und Klimafinanzierung verankert werden können.
Forderungen von UNICEF zur Klimakonferenz
Zur Bonner Klimakonferenz ruft UNICEF dazu auf, auch über den Expert*innendialog hinaus die Perspektive von Kindern und Jugendlichen beim globalen Klimaschutz systematisch zu berücksichtigen. Bei einem Side Event am Nachmittag des 3. Juni wird UNICEF außerdem den neuen Gesundheits-Report sowie daraus abgeleitete Empfehlungen vorstellen.
Konkret fordert UNICEF
- ambitionierte Maßnahmen, um die Treibhausgasemissionen zu senken und im besten Interesse der Kinder das 1,5-Grad-Ziel zur Begrenzung des Klimawandels einzuhalten;
- dringend benötigte Investitionen, um Kinder und Familien auf die klimabedingten Veränderungen vorzubereiten und sie besser zu schützen;
- die Gesundheit und das Wohlergehen von Kindern bei aller Klimapolitik, Investitionen und Maßnahmen stärker zu priorisieren.
Service für Redaktionen
» Der Report „A threat to progress: Confronting the effects of climate change on child health and wellbeing“ liegt noch nicht im fertigen Layout vor. Auf Anfrage schicken wir Ihnen gerne die finale Textfassung (Englisch) zu.
» In einer kurzen Hintergrundinfo finden Sie Wissenswertes zum Thema Kinderrechte und Klimawandel zusammengefasst.
Für Rückfragen und Interviews stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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Medienkontakt: UNICEF Deutschland, Ninja Charbonneau, Sprecherin, 0221/93650-315 oder -298, presse@unicef.de
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