Schwangerschaftsabbrüche legalisieren, Recht auf Beratung statt Beratungspflicht!
Berlin/München (ots)
Den Zugang zu sicheren Abtreibungen vereinfachen - Das fordert Ärzte der Welt anlässlich des internationalen "Safe Abortion Day" am 28. September von der Bundesregierung.
Schwangerschaftsabbrüche sind ein fundamentaler Bestandteil medizinischer Grundversorgung und des Rechts auf körperliche Selbstbestimmung. Sie müssten daher für alle leicht zugänglich sein. Doch auch in Deutschland gibt es zu viele Barrieren für Menschen, die sich für einen solchen Eingriff entscheiden.
Ärzte der Welt fordert die Abschaffung des Paragrafen 218, der Schwangerschaftsabbrüche kriminalisiert. Auch wenn diese unter bestimmten Bedingungen straffrei sind, hat die Tatsache, dass sie im Gesetz als Straftat definiert sind, Auswirkungen auf den Zugang. Bei medizinischem Personal besteht dadurch Unsicherheit, so dass immer weniger Kliniken und Praxen die Eingriffe vornehmen oder die entsprechenden Medikamente verschreiben. Auch in der medizinischen Ausbildung kommt das Thema zu kurz. Zudem führt die strafrechtliche Einordnung zu einer Stigmatisierung von Menschen, die abtreiben.
Daneben fordert Ärzte der Welt die Abschaffung der Pflicht, eine Beratung in Anspruch zu nehmen und danach drei Tage zu warten, bevor ein Schwangerschaftsabbruch durchgeführt wird.
"Es gibt keinen medizinischen Grund für diese in Deutschland gültige Regelung. Sie kann unnötiges seelisches Leid hervorrufen und beraubt schwangere Personen ihres Rechts, unabhängige Entscheidungen zu treffen", sagt die Leiterin der Advocacy-Abteilung bei Ärzte der Welt, Dr. Johanna Offe. "Anstatt ungewollt Schwangere durch eine Beratungspflicht zu entmündigen, fordern wir ein Recht auf eine Beratung - bei Bedarf auch mit Sprachmittlung."
In den Ärzte der Welt-Praxen für Menschen ohne ausreichenden Krankenversicherungsschutz sehen die Mitarbeitenden in ihrer täglichen Arbeit, wie schwierig es in Deutschland ist, eine sichere Abtreibung in Anspruch zu nehmen. Besonders betroffen sind Patient*innen, bei denen die Kostenübernahme nicht geklärt ist, die mit der Bürokratie nicht zurechtkommen, Sprachschwierigkeiten haben oder Angst vor einer möglichen Abschiebung haben müssen.
Hintergrund: Nicht nur in Ländern des globalen Südens wird das Recht auf sichere Abtreibungen zunehmend beschränkt. Mehr als 40 Prozent der Frauen leben in Ländern mit restriktiven Abtreibungsgesetzen. Dies ist eine Gefahr für Frauen und geschlechtliche Minderheiten, da es nicht die Anzahl der Eingriffe verringert, sondern ungewollt Schwangere dazu zwingt, zu unsicheren Methoden zu greifen. Diese sind eine der Hauptursachen für Müttersterblichkeit weltweit. Nach einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation sterben jedes Jahr 39.000 Frauen an den Folgen nicht fachgemäß durchgeführter Abtreibungen.
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