Böcke auf der Flucht vor Skihasen
Die Deutsche Wildtier Stiftung: Wintersportler sehen immer seltener Gämsen in den Skigebieten
Hamburg (ots)
Ski heil! Der Ansturm aus dem Norden Richtung Alpen hat begonnen - Deutschlands Skihasen sind jetzt auf der Piste. Für die tierischen Bewohner der Skigebiete wird das Vergnügen der Menschen schnell zum Dauerstress: Sie sind auf der Flucht vor den Skihasen - und geraten dadurch in Gefahr. "Denn durch Wintersportler aufgescheuchte Gämsen verbrauchen im tiefen Schnee enorm viel Energie, die sie durch das geringe Nahrungsangebot jetzt nicht mehr kompensieren können", sagt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung.
Die Folgen von Störungen sind auch im Wald sichtbar. Wenn sich die Wildtiere nicht mehr aus dem dichten Wald heraustrauen, beknabbern sie junge Bäume und können wirtschaftliche Schäden im Wald verursachen. "Vor allem Aktivitäten jenseits der ausgewiesenen Pisten und Wege haben oft gravierende Folgen", so Kinser. Wildtiere können sich zwar an Menschen auf Pisten und Wegen gewöhnen - doch bereits ein einzelner Mensch, der abseits der Wege unterwegs ist, passt nicht mehr ins gewohnte Schema und löst eine kräftezehrende Flucht aus.
Damit der Skiurlaub nicht zum Alptraum der Wildtiere wird, sollten Wintersportler ein paar Grundregeln mit in die Ferien nehmen. "Alle Schneebegeisterten sollten nur die ausgewiesenen Pisten, Wege und Aufstiegsrouten nutzen und auf Touren nach Sonnenuntergang verzichten", so der Experte der Deutschen Wildtier Stiftung. Vor alle die ausgeschilderten Wildruhezonen, von denen im Alpenraum aus gutem Grund immer mehr entstehen, können ihren Zweck nur erfüllen, wenn jeder Einzelne sie respektiert.
Ein gutes Beispiel für eine Wildruhezone ist das Wald-Wild-Schongebiet am Geigelstein in den Chiemgauer Alpen. Bereits seit Oktober 2009 gilt eine Verordnung, nach der eine Wildruhezone nach wildbiologischen Notwendigkeiten eindeutig abgegrenzt ist und die trotzdem für Skitourengehern und Schneeschuhwanderer viele Tourenmöglichkeiten erhält. "Unverständlich ist für uns allerdings, warum im Gebiet des Geigelsteins die Schonzeit für Gämse aufgehoben wurde und die Tiere ganzjährig gejagt werden dürfen", sagt Dr. Andreas Kinser. "Was für Wintersportler gilt, sollte doch längst für den Jäger gelten!" Hintergrund
Die Deutsche Wildtier Stiftung engagiert sich seit 2016 für die Gams in den bayerischen Alpen. Denn nach europäischem Recht darf Gamswild erst gejagt werden, wenn seine Population stabil ist. Im Rahmen des Projektes sollen Alter, Geschlecht und Gewicht aller im Rahmen eines Jagdjahres erlegten Gams genau erfasst werden, um aus diesen Daten Rückschlüsse auf die lebende Population zu ziehen. Dafür bieten sich die gesetzlich vorgeschriebenen Hegeschauen an, bei denen die körperliche Verfassung des Wildes und die strukturelle Entwicklung der Wildbestände als Information für die Öffentlichkeit dargestellt werden muss.
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