Deutschland, wie geht es deinen Igeln und Maulwürfen? Bundesweite Meldeaktion soll dazu beitragen, das Tier des Jahres 2024 und den pelzigen Buddler besser zu schützen
Hamburg (ots)
Zwei tierische Gartenbewohner, Tausende Teilnehmer, elf Tage: Im Rahmen der Aktion "Deutschland sucht Igel und Maulwurf" haben Naturfreunde in allen Bundesländern vom 20. bis zum 30. September nach den beiden Insektenfressern Ausschau gehalten und ihre Sichtungen gemeldet. Das Ergebnis: Rund 18.600 Igel und knapp 1.600 Maulwürfe beziehungsweise deren Maulwurfshügel wurden erfasst. Bereits zum dritten Mal fand die deutschlandweit größte Meldeaktion für Igel und Maulwurf statt. Sie ist ein gemeinsames Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung, der NABU|naturgucker geG, des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e. V., des NABU Bundesverbands und des LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern).
Über 8.200 Menschen übermittelten dieses Mal ihre Igelsichtungen, knapp 800 Teilnehmer meldeten Maulwürfe oder Maulwurfshügel. Ziel der Aktion ist, ein langfristiges Monitoring zu Verbreitung und Vorkommen von Igel und Maulwurf in Deutschland zu etablieren und gezielte Artenschutzmaßnahmen anzustoßen. "Wir freuen uns, dass so viele interessierte Bürgerinnen und Bürger mitgemacht und uns unterstützt haben", sagt Lea-Carina Mendel von der Deutschen Wildtier Stiftung. "Jede Meldung ist wertvoll für das Projekt. Nur wenn wir ein genaues Bild vom Vorkommen der beiden Tierarten haben, können wir konkrete Schutzmaßnahmen umsetzen." Besonders um den Igel machen sich Artenschützer Sorgen: In Deutschland steht das Tier des Jahres 2024 schon länger auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Säugetiere. Vor Kurzem hat auch die Weltnaturschutzunion IUCN den Braunbrustigel - so der vollständige Name der in Deutschland verbreiteten Art - auf ihrer Roten Liste gefährdeter Arten neu eingestuft: Er gilt jetzt in seinem gesamten Verbreitungsgebiet als "potenziell gefährdet". In Europa gibt es neben dem Braunbrustigel eine weitere Igelart, den Nördlichen Weißbrustigel.
Für die Gefährdung des Braunbrustigels gibt es viele Gründe. Mittlerweile leben Igel vor allem in Siedlungsbereichen, doch die Bedingungen dort verschlechtern sich zunehmend. Der Lebensraum der Stachelträger wird durch mehr Straßen, unüberwindbare Hindernisse und Versiegelung immer kleiner. In aufgeräumten und intensiv gepflegten Gärten und Parks fehlen ihnen Rückzugsorte und Nahrung. Auch der allgemeine Rückgang der Insekten - der Hauptnahrungsquelle des Igels - macht dem Gartenbewohner zu schaffen. Außerdem wird sein Weg durch den urbanen Lebensraum zum Hindernislauf, wenn Zäune bis zum Boden reichen und Mauern keine Lücken zum Durchschlüpfen haben. "Wer dem Igel helfen möchte, kann seinen Garten naturnah gestalten. Viele Sträucher, Totholz, wilde Ecken oder ein offener Kompost locken Insekten und andere kleine Wirbellose an", sagt Mendel. Außerdem wichtig: Auf Pestizide verzichten, Mähroboter nachts nicht fahren lassen und Barrieren wie engmaschige Zäune durch Igeltore passierbar machen, um Gärten miteinander zu verbinden.
Artenschützer beschäftigt derzeit auch ein anderer Faktor, der die Gesundheit der Stachelträger betrifft: In Bayern wurde kürzlich bei mehreren Igeln erstmals das sogenannte Bornavirus (BoDV-1) nachgewiesen. Das Virus kommt vor allem in östlichen und südlichen Teilen Deutschlands sowie in Teilen der Schweiz, Österreichs und in Liechtenstein vor. Bisher gilt nur die Feldspitzmaus als Überträger dieses Erregers. Eine Übertragung auf andere Tierarten sowie auf den Menschen ist selten, kann aber zu tödlichen Gehirnentzündungen führen. Auch die betroffenen Igel starben an einer Gehirnentzündung. Es ist davon auszugehen, dass das Bornavirus bei Igeln vereinzelt schon länger vorkommt, bisher aber nicht erkannt wurde. Laut Experten des Friedrich-Loeffler-Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, sollte das Virus auf die Igelpopulation in Deutschland aber keinen Einfluss haben. Die Forscher untersuchen derzeit auch, ob Igel das Virus ausscheiden und übertragen können. Die Deutsche Wildtier Stiftung empfiehlt, Igel nicht anzufassen und Futterschalen gründlich zu reinigen, um die Wahrscheinlichkeit eines Kontakts mit dem Virus so gering wie möglich zu halten.
Igel und Maulwürfe bereiten sich jetzt erst einmal auf den Winter vor. Während sich der Maulwurf mit dem einziehenden Frost noch tiefer unter die Erde zurückzieht, ist für den Igel Winterschlaf angesagt. Eingerollt unter Blätterhaufen und in anderen Verstecken verbringt er die kalten Monate. Im Frühjahr streift er wieder durch die Gärten, und die zweimal jährlich stattfindende Meldeaktion für Igel und Maulwurf geht in die nächste Runde.
Mehr zum Igel-Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung: https://www.deutschewildtierstiftung.de/naturschutz/igel-bahn-frei-fur-stacheltrager
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