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Markenverband e.V.

Deutsche Markenwarenproduktion steigt auf 636 Mrd. DM
Johann C. Lindenberg fordert verbesserte Zusammenarbeit mit dem Handel und eine steuerliche Förderung ökologisch vorteilhafter Getränkeverpackungen

Wiesbaden (ots)

Der Vorsitzende des Markenverbandes, Johann C.
Lindenberg, Vorsitzender der Geschäftsführung der Unilever
Deutschland GmbH, hat auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes am
26. Juni in Frankfurt mitgeteilt, daß die Industrieumsätze an
Markenwaren aus deutscher Produktion im Jahr 2000 auf 636 Mrd. DM
gestiegen sind, was einer nominalen Zunahme gegenüber dem Vorjahr um
8,7 % entspricht. Das Inlandsgeschäft ist dabei um ca. 5,6 % auf 375
Mrd. DM gewachsen, der Export sogar um 13,5 % auf 261 Mrd. DM.
Lindenberg teilte dies mit Blick auf die insgesamt positive
Entwicklung der Wirtschaft im Berichtsjahr 2000 mit; diese Zahlen
sind allerdings zu relativieren, weil es sich hier um eine typische
Querschnittsbetrachtung handelt, in die ganz unterschiedliche
Branchenentwicklungen eingeflossen sind: So hat etwa die
Nahrungsmittelindustrie im letzten Jahr einen Umsatzrückgang bei
Markenwaren von insgesamt 1,7 % zu verzeichnen, im Inland sogar um
2,4 %. Dies hängt mit einem bisher nie erlebten Preiskampf des
ohnehin schon sehr hoch konzentrierten Lebensmittelhandels mit
entsprechendem Druck auf das Geschäft der Markenartikelindustrie
zusammen: "Preiszugeständnisse, Sonderkonditionen und anderes mehr
haben häufig genug direkte Folgen für die Markenartikelindustrie", so
Lindenberg.
Zur Prognose für das laufende Jahr 2001 teilte Lindenberg die
Ergebnisse einer Umfrage im Mitgliederkreis des Markenverbandes mit,
die bereits Anfang Mai abgeschlossen wurde. Zwar wurden auch schon
hier Risiken in der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft, in nach
wie vor höheren Ölpreisen und der Lage der Sozialversicherungssysteme
gesehen, insgesamt aber zeigten gerade die konsumnahen Inlandsmärkte
hier noch eine positive Stimmung - knapp 60 % der
Markenartikelhersteller rechnen für 2001 mit einer Zunahme der
inländischen Umsätze, und 55 % gehen auch von steigenden Erträgen
aus.
Zur Entwicklung der Handelsmarken teilte Lindenberg die Ergebnisse
des gemeinsam mit A.C. Nielsen erhobenen Nachfragebarometers mit, das
im Bereich der chemischen Verbrauchsgüter und der Nahrungsmittel in
exemplarischen Märkten die Entwicklung der Herstellermarke mit der
Handelsmarke auf Indexbasis vergleicht. Der Index der
Herstellermarke sank in beiden Branchen leicht ab und liegt (1992
= 100) bei chemischen Verbrauchsgütern jetzt bei 103 Punkten, bei
Nahrungsmitteln bei 92,9 Punkten. Allerdings ist der Marktanteil der
Herstellermarke in beiden Bereichen nach wie vor hoch - für chemische
Verbrauchsgüter bei 83,7 %, für Nahrungsmittel bei knapp 70 %.
Ausführlich äußerte sich der Vorsitzende des Markenverbandes zur
Notwendigkeit einer verbesserten Zusammenarbeit mit dem Handel und
nannte hierbei die Optimierung von Sortimenten im Rahmen des Category
Management und die Steigerung der Attraktivität des Einkaufs durch
die Handelsunternehmen selbst. "Der Preis als alleiniges oder
überwiegendes Instrument des Marketing-Mix hat ausgedient", so
Lindenberg. Er forderte eine bessere Risikoverteilung und eine
dynamische Ausgestaltung der Konditionensysteme, die flexibel und
leistungsorientiert, nicht machtorientiert sein müßten. Lindenberg
stellte fest, daß Sonderforderungen des Handels mit den Grundsätzen
eines fairen Umgangs nicht in Einklang zu bringen seien. Lindenberg
forderte gemeinsame Lösungen dieses Problems auf freiwilliger Basis,
schließt aber auch gesetzliche Nachbesserungen im Anschluß an das aus
Sicht des Markenverbandes äußerst negative Urteil des Kammergerichts
in Sachen Metro Allkauf nicht aus.
Der Vorsitzende des Markenverbandes hält nach der Vertagung einer
Entscheidung des Bundesrates über die Novellierung der
Verpackungsverordnung nunmehr die Zeit für eine an der Sache
orientierte Lösung für gegeben. Statt Verboten und
Zwangspfandmaßnahmen plädiert die Markenartikelindustrie für ein
sinnvolles Lenkungsinstrument der Umweltpolitik durch Incentives,
damit eine steuerliche Förderung ökologisch vorteilhafter
Getränkeverpackungen. Der Markenverband unterstützt den Vorschlag, 23
Mrd. Liter Getränke in ökologisch vorteilhaften Getränkeverpackungen
abzufüllen. Gegenüber den Bundesländern hat der Vorsitzende eine
Erhöhung dieses Volumens auf 25 Mrd. Liter durch die Einbeziehung von
PET-Einwegflaschen vorgeschlagen. Weiterhin unterstützt der Verband
eine freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie, wonach sich der
ökologische Status quo nicht verschlechtern soll. Angesichts der
Tatsache, daß auf europäischer Ebene die Notifizierung des
Verordnungsentwurfs wegen erheblicher Bedenken bis zum 18. September
verschoben worden ist, hätte Lindenberg sogar eine weitergehende
Vertagung der Entscheidung des Bundesrates für sehr sinnvoll
gehalten.
Im Bereich der Werbe- und Medienpolitik und der Arbeit der
Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) verwies der
Vorsitzende des Markenverbandes auf das Grundsatzpapier der OWM vom
letzten Dezember, in dem mehr Freiheitsräume für die werbungtreibende
Wirtschaft bei Plazierungen, und zwar im Rahmen eines vernünftigen
Preis-/Leistungsverhältnisses, gefordert werden. Entschieden wandte
sich Lindenberg gegen Werbeverbote und damit auch gegen den zweiten
Vorschlag einer EU-Tabakwerberichtlinie. Er betonte die
Zusammenarbeit mit Medien und der betroffenen Branche und verwies
auch auf die Tatsache, daß Werbung in gesättigten Konsumgütermärkten
lediglich Marktanteile verteilt.
Auch das Werbeverbot nach 20.00 Uhr bei ARD und ZDF bezeichnete
der Vorsitzende des Markenverbandes als nicht weiter hinnehmbar, da
45 % aller Zuschauer auf diese Weise durch Werbung nicht erreicht
werden könnten. In der Konsequenz dieses Verbotes sei im privaten
TV-Werbemarkt ein Duopol entstanden, "das im Sinne von Wettbewerb und
Alternativen nicht sinnvoll sein kann. Wenn ein Markt ab einer
bestimmten Zeitgrenze nur noch zu 55 % verfügbar ist, muß dies
preistreibend sein", so Lindenberg.
Rückfragen: 
Wolfgang Hainer, 
Stephanie Scharpenack 
Tel: 0611/5867-0

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