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Max Kepler: "Ich wäre ein echter Blau-Weißer!"

Max Kepler: "Ich wäre ein echter Blau-Weißer!"
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Baseballer Max Kepler spricht über seine Liebe zu Berlin, Höhen und Tiefen im Leistungssport und seine Verbundenheit zu Hertha BSC.

Wenn Sportler aufeinandertreffen, entwickelt sich ein besonderer Austausch. Es geht um große Siege und bittere Niederlagen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede, aber auch um ganz alltägliche Dinge. Wenn einer der Beteiligten dabei ein gebürtiger Berliner ist, der die Sportnation USA als Baseballer erobert hat und als Heranwachsender Torwart in unserer Nachwuchs-Akademie war, ist es einfach eine coole Unterhaltung. Am Donnerstag besuchte Max Kepler, Outfielder der Minnesota Twins aus der Major League Baseball (MLB), unseren Hauptstadtclub. An der Seite von Markus Solbach, ehemaliger Twins-Profi und Pitcher in der Minor League, traf der 28-Jährige nicht nur auf Sportdirektor Arne Friedrich und Paul Keuter, Mitglied unserer Geschäftsleitung, sondern auch auf Maximilian Mittelstädt, Márton Dárdai, Jurgen Ekkelenkamp und Oliver Christensen. Zur Feier des Tages erhielt der bekennende Hertha-Fan bei seinem Heimatbesuch ein blau-weißes Trikot, Fredi Bobic schenkte ihm auch eine Mitgliedschaft in unserem Verein. Zwischendurch nahm sich der Wahl-Amerikaner, dessen sportliche Laufbahn einst auf dem Olympiagelände einen Schub erfahren hatte, Zeit für ein ausführliches Gespräch mit herthabsc.com. Dabei ging es um enge Verbindungen nach Berlin, Homerun-Rekorde und Parallelen zwischen Fußball und Baseball.

herthabsc.com: Max, schön, dass wir dich hier begrüßen dürfen. Du bist gebürtiger Berliner und auf Visite an der Spree. Bei einem Blick auf dein 030-Tattoo am Oberarm müssen wir vermutlich gar nicht fragen, wie eng deine Verbindung zur Stadt ist?

Kepler: (grinst) Ja, Berlin ist einfach meine Heimat, hier bin ich aufgewachsen. Aktuell kann ich immer nur im Herbst – nach dem Saisonende – für eine gewisse Zeit in Berlin sein. Eigentlich ist das zu wenig, aber ich bin trotzdem jedes Mal glücklich, wenn ich da bin, auch weil meine Familie und meine alten Freunde noch hier leben. Diese Stadt bedeutet mir viel, nicht nur wegen guter Kultur und gutem Essen. Vergangenes Jahr konnte ich wegen Corona nicht kommen, das war das erste Mal, dass ich in den USA geblieben bin. Obwohl ich mittlerweile seit elf Jahren in Amerika lebe, ist es für mich letztendlich ein Auftrag - ich bin wegen des Baseballs dort, aber mein Herz bleibt dabei in Berlin und das wird es immer tun. Nach meiner Karriere möchte ich zurück.

herthabsc.com: Deine Eltern haben an der Deutschen Oper getanzt, du hast den sportlichen Weg eingeschlagen. Wo kam diese Begeisterung her?

Kepler: Ich bin sozusagen im Theater aufgewachsen, meine Eltern haben Ballett getanzt. Sie haben meiner Schwester und mir, als wir klein waren, mal angeboten zu tanzen, aber wir hatten wenig Lust drauf (schmunzelt). Wir waren ständig im Theater – und ich gehe nach wie vor oft in Museen und zu den ganzen Events, die von vielen interessanten Persönlichkeiten mit verschiedenen Nationen und Kulturen besucht werden. Aber ich habe einfach am liebsten mit meinen Freunden Fußball am Lietzensee gezockt. Es gibt eine Geschichte, die mir meine Eltern erzählt haben: Als ich ein kleines Kind war, legte mir mein Vater vier Bälle und einen Ballettschuh hin. Die Schläppchen, den Football und den Basketball habe ich ignoriert, dafür habe ich den Fußball ausgesucht und den Baseball in die Hand genommen. Das werde ich irgendwann auch mit meinen Kindern machen (grinst).

herthabsc.com: Eine perfekte Anekdote. Das runde Leder wurde mit der Zeit immer kleiner. In deiner Vita taucht auch Tennis als Hobby auf. Wie bist du schlussendlich beim Baseball gelandet?

Kepler: Ich war auf der John-F.-Kennedy-Schule, eine deutsch-amerikanische Schule in Zehlendorf, – übrigens zwischenzeitlich mit John Brooks. Dort bin ich mit Baseball in Berührung gekommen. Mir ging es ehrlicherweise darum, mit Freunden unterwegs zu sein und ein bisschen Sport zu treiben. Es war ein Hobby, bis man mir sagte, dass ich das Potenzial zum Profi-Baseballer hätte.

herthabsc.com: Dabei hast du in deiner Jugend sogar als Torwart in unserer Fußball-Akademie zwischen den Pfosten gestanden. Wäre eine Laufbahn als Schlussmann nicht drin gewesen?

Kepler: So lange war ich leider nicht bei Hertha, ich habe bei ein paar Hallenturnieren gespielt, aber es wäre wohl sehr schwierig geworden (lacht). Dazu kam, dass ich im Sommer mit meiner Familie oft die Verwandtschaft meiner amerikanischen Mutter in den Staaten besucht habe. Da habe ich Baseball auf USA-Niveau erlebt. Das war ein krasses Gefühl. In Amerika war alles größer, ein 'big thing‘. Als die Idee, nach Amerika zu gehen, größer wurde, war ich in Regensburg in einem Sportinternat. Tennis und Fußball – das hat vor allem meinen Vater als Fußballfan ein wenig enttäuscht (grinst) – musste ich daher aufgeben. Dabei gibt es durchaus Parallelen: Der Torwart hat seine Pfosten und den Strafraum als Abgrenzung, im Baseball ist es eine Ecke, die du verteidigen musst. Ich spiele zwar nur mit einem Handschuh und nicht mit zwei, aber ich muss ebenso Bälle abfangen. Die Hand-Augen-Koordination im Fußball hat mir auf jeden Fall geholfen.

herthabsc.com: Wenig später hast du als 16-Jähriger 2009 deinen ersten Vertrag unterschrieben. Angeblich hattest du 16 Angebote von MLB-Teams. Was macht dieses Interesse mit einem jungen Menschen?

Kepler: Meine Eltern waren zu Besuch in Regensburg, ein Agent, den wir kurz vorher verpflichtet hatten, war dabei. Wir waren im Einkaufszentrum unterwegs, als die ganzen Anrufe kamen. Zahlen waren mir als Jugendlicher nicht wichtig, darum habe ich mich nicht gekümmert. Es war einfach eine tolle Chance, nach Amerika zu gehen und dort professioneller Baseball zu spielen. Ich wollte auf das nächste Level und es einfach versuchen.

herthabsc.com: In Amerika ist es üblich sich in Minor Teams, quasi unterklassig spielende Talentschmieden, zu beweisen, um in die MLB zu kommen. Wie zäh war diese Zeit für dich?

Kepler: Gewisse Selbstzweifel gehören nach wie vor dazu. Hier und da stelle ich mir schon die Frage, was ich mal mache, wenn es morgen mit dem Baseball zu Ende wäre. Investiere ich ein paar Jahre für ein Studium? In den Minor Leagues verdient man nicht viel, als Europäer musste ich die untersten Ligen drei bis vier Mal wiederholen. Manchmal habe ich mich schon gefragt, was ich in diesen Kleinstädten, in denen ich geparkt wurde, mache. Die Stadien waren leer, ich habe mir den Hintern aufgerissen, aber ich kam nicht voran. Es gab Gedanken aufzuhören und für eine gesicherte Zukunft aufs College zu gehen. Aber zum Glück hatte ich viel Unterstützung durch Freunde und Familie. Meine Eltern haben gesagt: Du musst das, was du begonnen hast, auch zu Ende bringen. If you quit, you are going to make it a habit – zum Glück hatte ich das im Ohr und bin am Ball geblieben. Jetzt kann ich sagen, dass es sich gelohnt hat. Aber es liegt in der Natur des Menschen, dass es immer noch viele Phasen gibt, in denen ich mich frage, was die Zukunft bringt.

herthabsc.com: Du hast dich durchgebissen. 2015 hast du für die Minnesota Twins debütiert, ein Jahr später deinen ersten Homerun geschlagen. 2018 folgte ein weiteres Highlight: Seitdem hältst du den europäischen Homerun-Rekord für eine Saison. Musst du dich noch manchmal kneifen, wenn du hier und da zurückblickst?

Kepler: Ab und an, aber so oft denke ich nicht zurück. Manchmal schicken mir Freunde oder Fans Videos mit besonderen Szenen, manchmal bin ich dann schon überrascht, was ich geschafft habe (lacht). Aber was in der Vergangenheit passiert ist, ist egal. Ich muss bodenständig bleiben, weiter hart an mir arbeiten und meine Leistungen bestätigen. Hinter mir lauern viele Sportler auf meinen Platz. Mein Ziel ist es nach wie vor, die World Series zu gewinnen. Persönliche Rekorde sind cool, aber schöner wäre es, mit der Mannschaft zu triumphieren.

herthabsc.com: In den USA sind neben Baseball auch Football, Eishockey und Basketball große Nummern. Der Fußball steht ein wenig im Schatten. Wie nimmst du das wahr?

Kepler: Der Football zieht die meisten Fans an, hat aber auch viel weniger Spiele als beispielsweise Baseball. Daher ist das nicht wirklich zu beurteilen. Die Fußball-Begeisterung wächst, die Stadion sind neu, schön und voll, noch stehen allerdings die traditionellen amerikanischen Sportarten im Fokus. Um auf das nächste Level zu kommen und mehr Fans zu begeistern, müssten bessere Spieler nach Amerika wechseln, aktuell lassen eher Europäer ihre Karriere in der Liga ausklingen. Ich gehe aber gerne zu Minnesota United, unserem MLS-Club.

herthabsc.com: Auf der USA-Tour 2019 hat unsere ’Alte Dame‘ in einem Test 1:0 gegen das besagte Team gewonnen.

Kepler: Stimmt! Damals haben wir uns leider knapp verpasst, aber ich habe mich über das Hertha-Trikot in meiner Kabine sehr gefreut. Als ich noch in Berlin gewohnt habe, bin ich Hertha-Fan geworden und wollte in die Ostkurve. Aber mein Vater wollte lieber woanders sitzen. Wenn ich jetzt dauerhaft hier wäre, wäre ich ein absolut loyaler Fan, ein echter Blau-Weißer. Ich habe es gefeiert, dass Prince zurückgekommen ist. Er ist eine absolute Identifikationsfigur, ein richtiger Berliner Straßenjunge. Ich schaffe es aktuell wegen der Zeitverschiebung leider nur, mir die Highlights anzuschauen, verfolge aber Ergebnisse und Tabelle auf jeden Fall. Leider ist mein bislang letztes Spiel im Olympiastadion ein wenig her, aber ich würde schon gerne mal wieder dabei sein – jetzt wo ich auch Mitglied bin!

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Fotocredit ist herthabsc/citypress

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