Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)
Unternehmens-Umfrage der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
Betriebliche Altersvorsorge steigt deutlich an - Unternehmen erwarten weiteren Ausbau
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Köln (ots)
Die betriebliche Altersvorsorge hat in Großunternehmen einen wachsenden Stellenwert und wird von den Mitarbeitern verstärkt wahrgenommen. In einer Umfrage der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erklärten 77 Prozent der größten Gesellschaften im Deutschen Aktien-Index (DAX), dass in den vergangenen fünf Jahren mehr Mitarbeiter einen Vertrag zur betrieblichen Altersvorsorge abgeschlossen hätten als in den Jahren zuvor. 63 Prozent rechnen mit einer weiteren Steigerung in den nächsten zwölf Monaten. Zugleich sehen die Unternehmen aber unverändert ein Informationsdefizit bei den Beschäftigten. Allerdings werde durch staatlich verursachte Bürokratie und Abgabenlast ein schnellerer Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge verhindert, so das mehrheitliche Fazit der 22 Unternehmen aus dem DAX 30, die sich an der Umfrage beteiligten.
Als Grund für die Zunahme wurden an erster Stelle (35 %) tarifvertragliche Regelungen zur Entgeltumwandelung genannt. Sie konkretisieren den gesetzlichen Anspruch jedes Arbeitnehmers, Teile des Gehalts, zum Beispiel das Weihnachtsgeld, in Versorgungsansprüche umzuwandeln. Bis zu einer Höhe von vier Prozent des Bruttoeinkommens (unterhalb der Bemessungsgrenze für die gesetzliche Rentenversicherung) sind entsprechende Beiträge zur Altersvorsorge von Steuern und Sozialabgaben befreit. Nur 14 Prozent der befragten Unternehmen sehen die Einführung der "Riester-Rente" als einen wichtigen Impuls für eine zunehmende Betriebsvorsorge an. So erklärte ein Sprecher der Volkswagen AG im Rahmen der Befragung: "Unsere Mitarbeiter haben erkannt, dass die Entgeltumwandlung in fast allen Fällen wirtschaftlich günstiger ist als die Riester-Förderung."
Die DAX 30-Unternehmen sehen indes unverändert eine Reihe von Hindernissen für die betriebliche Altersvorsorge. In etwa gleicher Gewichtung wurden von den befragten Unternehmen drei Hemmnisse angeführt:
1. Mangelnde Kenntnis der Mitarbeiter über die Notwendigkeit privater und betrieblicher Vorsorge - trotz stärkerer Sensibilisierung für das Thema in den Betrieben (31%). Hier bleibt also für Politik und Unternehmen noch viel zu tun.
2. Der große bürokratische Aufwand für das Unternehmen, den die bestehenden gesetzlichen Regelungen verursachen (29%). Hierzu gehören zum Beispiel die komplizierten Zulassungsregeln für den Abschluss einer zusätzlichen Altersvorsorge, die im "Altersvorsorgeverträgezertifizierungsgesetz" enthalten sind.
3. Die zu starke Belastung der Einkommen mit Steuern und Abgaben (29%), die den Mitarbeitern nicht genügend Raum für das Sparen ließen.
Trotz dieser Probleme werden die Modelle zur betriebliche Altersvorsorge aber bei den Aktiengesellschaften im DAX 30 groß geschrieben. Dabei setzen die Unternehmen überwiegend auf die Versicherung der Mitarbeiter durch externe Anbieter. Die klassischen Betriebsrenten (Direktzusagen), die eine freiwillige Zusatzleistung des Arbeitgebers darstellen, sind hingegen auf dem Rückzug. Hatten in der Industrie 1987 noch 72% der Beschäftigten einen Anspruch auf Betriebsrente, waren es zur Jahrtausendwende nur noch 64 Prozent (Quelle: DIA 2001, ifo Institut, 1999). In anderen Branchen haben ohnedies weniger als 20 Prozent der Beschäftigten die Zusage einer Betriebsrente. Die meisten Unternehmen sind inzwischen bestrebt, die bilanziellen Risiken durch die notwendigen Rückstellungen für Betriebsrenten möglichst eng zu begrenzen.
Die kleinen und mittleren Unternehmen leiden nach Ansicht der Wirtschaftsverbände weit stärker unter der Bürokratie und den komplizierten Modellen der Altersvorsorge. Jürgen Husmann, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), machte gegenüber der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft deutlich, dass die kleineren Unternehmen nicht über Personalabteilungen mit eigenen Experten für die Altersvorsorge verfügten. "Deshalb sind sie besonders auf einfache und kalkulierbare Regelungen angewiesen. Leider mangelt es daran bisher." Sonst "könnten wir bei der betrieblichen Altersvorsorge schon weiter sein", sagte Husmann. Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) beklagt die fehlende Transparenz in den gesetzlichen Regelungen als Hindernis. "Je verständlicher, unbürokratischer und effizienter die betriebliche Altersvorsorge gestaltet wird, um so größer wird ihr Erfolg insbesondere bei kleinen und mittleren Betrieben sein", erklärte ZDH-Präsident Dieter Philipp.
Angesichts der heutigen Meldungen über das wachsende Defizit der gesetzlichen Rentenversicherung seien die Ergebnisse der Umfrage ein Signal für den notwendigen Umbau der Altersvorsorge, erklärte ein Sprecher der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Neben der gesetzlichen Rentenversicherung müssten betriebliche und private Modelle zu tragenden Säulen der Altersvorsorge ausgebaut werden. Ansonsten könne der Anstieg der Rentenbeiträge nicht eingedämmt werden.
Nach aktuellen Meldungen von Wirtschaftszeitungen warnt die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte vor einem weiteren Anstieg der Rentenbeiträge im Jahr 2004 auf 19,9%. Eine entsprechende Studie soll morgen vorgestellt werden. Bereits zu Beginn dieses Jahres war der Beitrag von 19,1% auf 19,5% erhöht worden.
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