Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)
INSM-Umfrage: Deutsche Wissenschaftspreisträger warnen vor Wissens-Schwund
Köln - (ots)
Finanzielle Freiheit und Personalautonomie für die Universitäten gefordert - Große Mehrheit für Studiengebühren - Unklare berufliche Perspektiven
Mit großer Mehrheit warnen deutsche Wissenschaftspreisträger vor einem dramatischen Abfluss von Forscherwissen, Brain Drain, aus Deutschland. Das ergab eine Mitte Februar abgeschlossene Umfrage der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, INSM. 86 von 100 an der Umfrage Beteiligten haben bereits "Brain Drain" in ihrem akademischen Umfeld beobachtet. 87 Prozent sehen den Wissenschaftsstandort Deutschland dadurch "in hohem Maße" oder zumindest "latent" in Gefahr. 79 der 100 Forschungspreisträger - überwiegend aus den Bereichen Technologie, Medizin und Wirtschaft sowie Naturwissenschaften und Mathematik - sehen durch den Wissens-Exodus auch den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährdet. Sie fordern mit großer Mehrheit umfangreiche Reformen - so zum Beispiel Finanzautonomie und Personalautonomie für die Hochschulen. "Die Bewertung dieser hochkarätigen Wissenschaftler drückt ganz klar aus, dass am Forschungsstandort Deutschland grundlegende Reformen erforderlich sind", fasst Prof. Hans Tietmeyer, Kuratoriumsvorsitzender der INSM die Ergebnisse der exklusiven Umfrage zusammen.
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft hatte den Wissenschaftlern einen umfangreichen Fragenkatalog vorgelegt.
Die in dieser Befragung als zentral eingestuften Probleme:
- Zuwenig private Unterstützung, zuviel staatliche Behinderung: 83 Prozent der Wissenschaftler meinen, dass die Möglichkeiten privater Unterstützung - etwa durch Stipendien und Stiftungen - im Ausland besser sind als hierzulande. 62 Prozent der Befragten meinten auch, dass Forschungseinrichtungen im Ausland mehr rechtliche Flexibilität genießen.
- Unklare berufliche Perspektiven: Nur einer von 100 Wissenschaftlern meint, dass seine akademische Karriere hier gut planbar sei, jeder zweite Forscher dagegen hält die Möglichkeiten der Karriereplanung "keinesfalls für ausreichend".
- Unzureichende Beteiligung der Wissenschaftler an ihren Patenten: Nur einer von 100 Wissenschaftlern meint, dass die Verwertung seiner Arbeitsergebnisse "vollauf gegeben" sei.
Die Forscher votierten vor allem für mehr Autonomie an den Hochschulen: 89 Prozent halten es für "sehr wichtig" oder "wichtig", dass die Universitäten in Finanzfragen selbstständig entscheiden können. Sogar 98 Prozent meinen, dass Hochschulen mehr Spielraum bei Personalentscheidungen bekommen sollen. 72 Prozent halten die Einführung von Studiengebühren für "wichtig" beziehungsweise "sehr wichtig". Als weniger dringlich stuften die Befragten die Einführung "gestufter Studiengänge" ein (Bachelor und Master) ein - 54 Prozent hielten das für "weniger wichtig". Ähnlich urteilten die Wissenschaftler auch über die zwischen den Bundesländern noch um-strittene "Juniorprofessur". Sie hielten 40 Prozent für "weniger wichtig".
Wie engagiert die Forscher die Debatte um Reformen an den Hochschulen begleiten, zeigen viele zusätzliche Anmerkungen, die sie auf den Fragebögen hinterließen. Eine Zitatauswahl:
"Der Wissenschaftsstandort Deutschland erstickt an ungehemmter Überregulierung, die die tägliche Arbeitskraft zu einem erheblichen Teil nutzlos bindet". "Die Gängelung und Einflussnahme durch die Kultusministerien muss dringend reduziert werden". "Die Programme des BMBF verteilen Gelder nach "Gutsherrenart", nicht nach Qualität der Forschung." "Um die Bürokratie zu bewältigen, müsste man ein Semester alle Lehrveranstaltungen ausfallen lassen - oder Forschung einstellen." "Ich selbst wandere nach einem (...) Forschungspreis ab." "Wir müssen dringend aus den dauernden Veränderungen heraus, um uns wieder auf unsere wesentlichen Aufgaben konzentrieren zu können." "Unproduktiv gewordene Wissenschaftler (auch Universitätsprofessoren) sollten entlassen (...) oder zumindest auf ein Minimalgehalt gekürzt werden können." "Deutschland muss attraktiv für qualifizierte ausländische Mitbürger werden."
"Mit dieser Umfrage haben wir den Nerv der Wissenschaftscommunity getroffen", sagt INSM-Geschäftsführer Tasso Enzweiler, "wie besorgt die Forscher sind, zeigen die vielen engagierten Anmerkungen."
Pressekontakte:
Tasso Enzweiler INSM-Geschäftsführung Telefon: +49 221 4981 404 Enzweiler@insm.de
Barbara Willms Projektleitung Telefon: +49 172 2486252 Willms@berolino-pr.de
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