Sozialwissenschaftler: "Christlicher Osteuropa-Solidarität kommt Pionierstellung zu"
Freising (ots)
Wer sind die Menschen, die sich für Osteuropa engagieren, welche Motive leiten sie und wie ist ihr Selbstverständnis? Das sind Fragen, denen eine Forschergruppe der Universität Münster unter Leitung des Sozialwissenschaftlers Prof. Karl Gabriel zwei Jahre lang nachging. Die Untersuchung zur "Evaluierung christlicher Osteuropa-Solidarität" war von Renovabis, der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa (MOE), angeregt und von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben worden.
Erste Ergebnisse wurden jetzt im Rahmen des Renovabis-Partnerschaftstreffens in Freising vorgestellt und mit einer Vorgängerstudie verglichen, die sich 1995 mit christlichen Dritte-Welt-Gruppen befasste. Auffällig sei, so Professor Gabriel, der hohe männliche Anteil in den MOE-Solidaritätsgruppen (53% Männer - 47% Frauen) im Vergleich zu den Dritte-Welt-Gruppen (38% Männer - 62% Frauen). Überraschend sei auch der vergleichsweise höhere Bildungsstand bei den MOE-Gruppen. Und signifikant sei weiterhin die Altersstruktur (58% der Aktiven sind älter als 50 Jahre), was darauf hinweise, "dass Osteuropa-Arbeit vielfach erst in höherem Alter, nach Bewältigung anderer Bewährungsaufgaben in Beruf und Familie aufgenommen" werde.
Insgesamt engagierten sich in den ausgewerteten Gruppen rund 25.000 Personen für Projekte, Aktionen, Hilfslieferungen und Partnerschaften, davon 91% auf ehrenamtlicher Basis. Soziale und caritative Ziele wie "Linderung von Armut" und "Hilfe zur Selbsthilfe" dominierten die Motivlage der Gruppen, während Anliegen wie "Bewusstsein für Mittel- und Osteuropa schaffen" oder "zivilgesellschaftliche Strukturen aufbauen" etwas zurücktreten.
Bei allen Aktivitäten spiele das Moment der persönlichen Begegnung und des direkten Austauschs mit Menschen aus Mittel- und Osteuropa eine große Rolle. Wegen der räumlichen Nähe hätten die MOE-Gruppen gegenüber den Dritte-Welt-Gruppen hier einen deutlichen Vorteil.
Nach Auffassung Gabriels kommt den christlichen Osteuropa-Solidaritätsgruppen "für den Bereich des Hineintragens von solidarischen Grundhaltungen aus dem persönlichen Bereich in jenen ost-west-politischen Raum, der durch verbandliche, ökonomische, parteipolitische und Nicht-Regierungs-Akteure aufgespannt wird, eine potenzielle Pionierstellung zu".
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