KfW Research: Schwache Investitionstätigkeit limitiert Erholung des Kreditgeschäfts
Frankfurt am Main (ots)
- Kreditneugeschäft sinkt im zweiten Quartal um 2 %
- Aussichten für das dritte Quartal haben sich eingetrübt
- Erwartete Leitzinssenkungen könnten kleinen Impuls geben
Die Erholung der Kreditvergabe von deutschen Banken an Unternehmen und Selbstständige hat im zweiten Quartal an Schwung verloren. Das Kreditneugeschäft ging im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2 % zurück. Im ersten Quartal war es noch um 3 % geschrumpft. Somit setzte sich der Aufwärtstrend seit dem Herbst 2023 verlangsamt fort. Doch eine deutliche Kehrtwende liegt in weiter Ferne.
Das sind Ergebnisse des Kreditmarktausblicks, den KfW Research jedes Quartal veröffentlicht. Der Einbruch der Unternehmensinvestitionen als Symptom der mauen gesamtwirtschaftlichen Lage reduzierte für sich betrachtet den Finanzierungsbedarf im Frühjahr. Dass die Kreditvergabe insgesamt dennoch stabil blieb, könnte ein Anzeichen für einen gewachsenen Mittelbedarf der Unternehmen zur Finanzierung von Vorleistungen für Betriebsmittel und Lagerhaltung sein.
"Von den Investitionsausgaben der Unternehmen sind bis Jahresende kaum Impulse für die Kreditvergabe zu erwarten", sagte Stephanie Schoenwald, Finanzmarktexpertin der KfW. "Die EZB wird in diesem Jahr voraussichtlich weitere Zinsschritte vornehmen. Rückläufige Finanzierungskosten dürften die Kreditnachfrage der Unternehmen etwas beleben. Spielräume für die Weitergabe der Leitzinssenkungen bestehen vor allem im kurzen und mittleren Laufzeitenbereich." Der mit einer konjunkturellen Schwächephase einhergehende erhöhte Liquiditätsbedarf der Unternehmen könnte das Kreditneugeschäft ebenfalls stützen.
Allerdings gibt es Anzeichen dafür, dass die Banken ihre Kreditvergabestandards verschärfen werden. Die bereits sichtbare Zunahme von Zahlungsschwierigkeiten von Unternehmen dürfte dazu führen, dass die Banken mehr Vorsicht bei der Kreditvergabe walten lassen.
"Die Aussichten für eine zügige Erholung des Kreditneugeschäfts haben sich im dritten Quartal eingetrübt. Die Kreditzurückhaltung der Unternehmen wird bis zu einer merklichen Aufhellung der wirtschaftlichen Lage anhalten", sagte Schoenwald. "Wegen des schwachen Neugeschäftsvolumens im Referenzzeitraum 2023 wird das Neugeschäft im laufenden dritten Quartal um ein Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal wachsen. Im vierten Quartal wird die geldpolitische Lockerung für ein Wachstum in vermutlich ähnlicher Größenordnung sorgen."
Hinweis: KfW Research berechnet den KfW-Kreditmarktausblick vierteljährlich exklusiv für das Handelsblatt. Die aktuelle Ausgabe ist abrufbar unter: www.kfw.de/kreditmarktausblick
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