KfW Research: Mittelstand ist die tragende Säule des dualen Ausbildungssystems
Frankfurt am Main (ots)
- Mehr als 90 Prozent aller Azubis arbeiten in kleinen und mittleren Unternehmen - ein höherer Anteil als noch vor 15 Jahren
- Ausbildungsgeschehen konzentriert sich immer stärker
- Azubi-Spitzenreiter unter den Bundesländern ist Bremen, gefolgt von Schleswig-Holstein und Niedersachsen
Der Mittelstand bleibt die tragende Säule des deutschen dualen Ausbildungssystems. Im Jahr 2024 wurden rund 1,1 Millionen Menschen in mittelständischen Unternehmen ausgebildet - das waren mehr als 90 Prozent aller Auszubildenden in Deutschland. In den vergangenen Jahren haben kleine und mittlere Unternehmen sogar noch deutlich an Bedeutung für das Ausbildungssystem gewonnen: So lag der Anteil im Jahr 2010 noch bei 84 Prozent und ist somit seitdem gestiegen.
Das sind Ergebnisse einer Studie von KfW Research zur Lage der dualen Ausbildung in Deutschland. Insgesamt befanden sich im vergangenen Jahr in Deutschland rund 1,2 Millionen Menschen in einer dualen Ausbildung, das waren rund 19,3 Prozent weniger als noch 2010. Ursachen für den Rückgang sind vor allem sinkende Bewerberzahlen aufgrund des demografischen Wandels sowie einer erhöhten Studienneigung junger Menschen.
Obwohl der Mittelstand weiterhin Ausbildungsmotor der deutschen Wirtschaft ist, ist der Anteil der ausbildenden mittelständischen Unternehmen spätestens seit 2022 deutlich gesunken. Während im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2018 noch rund zwölf Prozent der Unternehmen mindestens einen Auszubildenden hatten, lag dieser Anteil 2024 nur noch bei 9,1 Prozent. Ein wesentlicher Grund hierfür war zunächst die Zurückhaltung vieler Unternehmen auf dem Ausbildungsmarkt nach Ausbruch der Corona-Pandemie 2020, gefolgt von weiteren Rückschlägen durch die Energiepreiskrise, die steigende Inflation und die schwierige konjunkturelle Lage. Zugleich ist die Zahl der Auszubildenden im gleichen Zeitraum jedoch nicht im selben Maße zurückgegangen wie die Anzahl der ausbildenden Unternehmen. Dadurch konzentriert sich die duale Ausbildung zunehmend auf jene Unternehmen, die weiterhin ausbilden.
Faustregel ist: Je größer ein Betrieb, umso eher bildet er aus. Während Kleinstunternehmen mit weniger als fünf Beschäftigten - die den Löwenanteil der mittelständischen Unternehmen ausmachen - nur selten Azubis haben (drei Prozent), sind es bei Mittelständlern mit zehn bis 49 Angestellten 42 Prozent und bei jenen mit mehr als 50 Beschäftigten 72 Prozent.
"Die duale Ausbildung bleibt für Unternehmen ein unverzichtbarer Baustein zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses. Unsere Daten zeigen jedoch, dass sich kleine und mittlere Unternehmen in den vergangenen Jahren zunehmend aus der Ausbildung zurückgezogen haben. Um diesem Trend entgegenzuwirken wäre es wichtig, gezielt Anreize zu setzen und passgenaue Unterstützungsangebote bereitzustellen - gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten", sagt Kathrin Schmidt, Mitautorin der Studie bei KfW Research. "Außerdem gilt es, mit gezielten bildungspolitischen Maßnahmen die Kompetenzen junger Menschen zu stärken, denn aktuell verfügen viele Schülerinnen und Schüler der neunten Jahrgangsstufe nicht über die erforderlichen Mindestanforderungen für den mittleren Schulabschluss. Gezielte Förderprogramme, umfassende Beratungsangebote sowie die Vereinfachung bürokratischer Abläufe können dazu beitragen, die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe nachhaltig zu erhöhen."
Azubi-Spitzenreiter unter den Bundesländern ist Bremen. Im Zeitraum von 2021 bis 2024 hatten dort 19,1 Prozent der Unternehmen mindestens einen Azubi. Auf Platz 2 liegt Schleswig-Holstein mit 14,1 Prozent, gefolgt von Niedersachsen mit 14,0 Prozent. Die Schlussgruppe bilden Berlin mit 8,3 Prozent, Brandenburg mit 7,7 Prozent und Hamburg mit 6,5 Prozent. Die Unterschiede lassen sich zum Teil mit den Strukturen des Mittelstands in den einzelnen Bundesländern erklären: in Stadtstaaten dominieren häufig Dienstleistungsunternehmen, die seltener ausbilden als etwa das Verarbeitende Gewerbe oder die Baubranche. In Ostdeutschland gibt es zudem mehr Kleinstunternehmen.
Die Studie ist zu finden unter Fokus Volkswirtschaft | KfW
Die Studie basiert auf dem KfW-Mittelstandspanel, der einzigen repräsentativen Befragung für den gesamten deutschen Mittelstand. An der Befragung nahmen zwischen Februar bis Juni 2025 mehr als 13.000 Unternehmen teil.
Die KfW unterstützt im Auftrag des Bundes den Mittelstand mit zahlreichen Förderprogrammen. Weitere Informationen unter Wir stärken den Mittelstand
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