taz: taz-Kommentar von Ulrike Herrmann über die Verstaatlichung der ukrainischen "PrivatBank"
Berlin (ots)
Die Korruption ist ein schillerndes Phänomen: Bestechung, Steuerbetrug, Nepotismus oder auch schlichter Diebstahl können darunter fallen. Aber besonders lukrativ wird Korruption, wenn Banken involviert sind. Die Ukraine liefert das jüngste Beispiel, wie man Milliardär wird, indem man sich an die Quelle der Geldschöpfung setzt.
In der Ukraine wurde jetzt die größte Bank des Landes verstaatlicht, weil in der Bilanz dieser "PrivatBank" ein riesiges Loch von 5,65 Milliarden Dollar klaffte. Dieses Geld ist jedoch nicht einfach verschwunden, sondern zirkulierte in einem raffinierten Kreisverkehr. Der wichtigste Aktionär der PrivatBank war nämlich der Oligarch Igor Kolomojskyi, der sein weit verzweigtes Imperium dadurch finanzierte, dass er sich Kredite von der PrivatBank beschaffte. Sonst hatte die Bank kaum Kunden: 97 Prozent aller Darlehen gingen an Firmen, die den Aktionären der PrivatBank gehörten - also Kolomojskyi und seinen Kumpanen.
Dieser Trick ist keineswegs nur auf die Ukraine beschränkt, sondern weltweit beliebt: Auch in Griechenland war zu beobachten, dass Banken, Medien und Großunternehmen in einem dichten und lukrativen Geflecht zusammenhingen.
Banken sind so anfällig für Korruption, weil sie ein einzigartiges Privileg besitzen: Sie können Geld "aus dem Nichts" produzieren. Viele Laien stellen sich vor, dass die Banken erst Spargelder einsammeln müssen, bevor sie Kredite vergeben können. Doch tatsächlich buchen die Banken den Kredit einfach auf das Girokonto ihres Kunden. Fertig. Die Ersparnisse entstehen erst hinterher. Man kann also schnell zum Milliardär werden, wenn man eine Bank besitzt und die Geldschöpfung kontrolliert.
Oft platzt diese Geldblase irgendwann. Aber die Zeche zahlt dann nicht mehr der Milliardär - sondern der Steuerzahler. Das war in Griechenland so und wiederholt sich nun in der Ukraine.
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