Nur moderate Wünsche
Deutschland (ots)
Während der Coronakrise fährt die Deutsche Bahn, aber in den Sommerferien steht sie womöglich still - wegen Streik. Eine schräge Vorstellung. Doch die könnte Realität werden, wenn das Bahn-Management bei seiner harten Linie bleibt. Bis zu ihrer Urabstimmung im August will die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) nicht zu Streiks aufrufen. So lange hat die Bahn noch die Chance, den Ausstand abzuwenden.
Die sollte sie nutzen und ein Angebot vorlegen, von dem die Beschäftigten etwas haben - statt mit Hinweis auf die Krise Reallohnverluste zu verlangen. Für sich selbst wollte die bereits bestens verdienende Bahnspitze übrigens eine Lohnerhöhung von 10 Prozent, was vorerst am Aufsichtsrat gescheitert ist. Die GDL will das, was die Beschäftigten im öffentlichen Dienst bekommen. Das wäre eine moderate Lohnerhöhung.
Wenn sich die Zahl der Fahrgäste, wie von der Politik immer wieder beschworen, bis 2030 verdoppeln soll, muss die Bahn im großen Stil neue Leute anheuern. Das wird nur mit attraktiven Arbeitsbedingungen und dem Image eines guten Arbeitgebers gelingen. Doch die Bahnführung will nichts verbessern, sondern etwa die Freizeitplanung und die Altersvorsorge verschlechtern. Die Coronakrise hat der Bahn finanziell schwer zugesetzt. Aber das darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden, die in der Pandemie den Laden am Laufen hielten.
Für Reisende wären Bahnstreiks ausgerechnet nach den schweren Coronamonaten und in den Sommerferien hart. Aber wer mit einer Schimpftirade auf die GDL ansetzen will, sollte bedenken: Fahrgäste haben nichts von einer schwachen Gewerkschaft bei der Bahn. Hartnäckige Vertreter:innen der Beschäftigten sorgen dafür, dass Arbeitsbedingungen besser werden und die Belegschaft nicht noch weiter ausgedünnt wird. Beides sind die Voraussetzungen für guten Service und Pünktlichkeit, für wirklich schönes Bahnfahren. Schon heute fallen viel zu oft Züge aus, weil es nicht genug Lokführer:innen und keinen Ersatz für kurzfristig erkranktes Personal gibt.
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Franziska Schindler
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