"Ich spiele immer so, als wäre es das letzte Mal" Maximilian Schell im Exklusiv-Interview für Tele 5
München (ots)
'The 18th Angel' - Freitag, 01. Mai, 00.35 Uhr Uhr auf Tele 5
Der in Wien geborene Oscar-Preisträger (78) im Exklusiv-Interview über Schauspielerei als Broterwerb, seine Schwester Maria und die einzige Waffe gegen den Tod.
Tele 5: Warum sind Sie eigentlich ursprünglich Schauspieler geworden?
Maximilian Schell: Wegen des Geldes natürlich, zum Broterwerb, andererseits macht es auch Spaß. Ich habe vor Jahrzehnten in Paris mal den Maler Marc Chagall kennengelernt, und ihn, als er mir erzählte, wie sehr er Flugreisen mag, gefragt, ob er das deshalb so mag, weil er sich gern die Wolkenbildung anguckt. "Nein" hat er geantwortet, "wegen der Stewardessen."
Ruhm hat sie nicht gereizt?
Nein! Meine Schwester Maria war immer viel berühmter. Sie war immerhin die erste Schauspielerin auf dem Titel vom "Time Magazine", und wurde im gleichen Jahr als beste Darstellerin für zwei verschiedene Filme in Venedig und Cannes ausgezeichnet. Ein Weltstar. Der Beruf des Schauspielers ist aber generell mehr was für die Jungen. Am berühmtesten ist man ja sowieso in seiner eigenen Familie. Soviel Aufmerksamkeit wie beim ersten Auftritt im Schultheater gibt es nie mehr.
Sie machen viele verschiedene Sachen, große Filme, aber auch eher Boulevard-Fernsehserien. Sind Sie sich da nicht zu schade für?
Boulevard ist doch nichts Schlechtes. Gründgens hat auch Boulevard gespielt. Ich tue ja nicht so, als wäre das große Kunst. Natürlich sind Serien etwas Furchtbares, im Vergleich zu Filmen. Aber sie können Spaß machen. Es heißt ja, man soll keine Perlen vor die Säue werfen. Ich finde, man soll ruhig Perlen vor die Säue werfen - wenn man welche hat. Nun ist es natürlich auch so, dass Schauspieler sich nicht immer aussuchen können, was sie tun. Man nimmt, was man bekommt. Man denkt immer, wenn man als Schauspieler so ein bisschen einen Namen hat, könnte man wählen. Ich kenne keinen, der wählen kann.
Aber Ihre Fans können sich trösten: Sie bekommen noch genug Kinoangebote?
Ja, keine Sorge. Wobei der Jack Nicholson natürlich hundert Drehbücher angeboten bekommt, wenn ich zehn bekomme. Und von den zehn sind oft zehn auch wirklich schlecht.
2002 erschien Ihr Film 'Meine Schwester Maria'. Gab es keine Hemmungen davor, manche Intimitäten preiszugeben, keine Angst, sich und Ihre Schwester bloßzustellen?
Komischerweise nicht. Ich habe allerdings den Eindruck, dass alle meine Filme - auch die, die ich als Schauspieler gemacht habe - sehr persönlich sind. So groß kam mir der Unterschied also gar nicht vor. Ich habe mich bemüht, den Film kühl und professionell anzugehen - das ist mir, denke ich, größtenteils geglückt. Und: Je persönlicher ein Film ist, desto besser.
Ist das heimliche Thema Ihres Films nicht auch die Trauer, weiterleben zu müssen, obwohl man schon vollendet, abgeschlossen hat?
Ja. Ganz genau. Etwas als beendet anerkennen zu müssen, ist eine brutale Einsicht. Aber eine echte. Das gibt es eben: Selbst Giotto oder Rembrandt mussten irgendwann anerkennen, das ihre Zeit vorbei war. Ob meine Filme das überstehen, weiß ich nicht.
Haben Sie schon immer so historisch gedacht, im Bewusstsein der Vergänglichkeit?
Ja. Schon mit elf Jahren. Aber ich habe immer wieder versucht, etwas Zeitloses zu machen, die Dauer im Wechsel zu finden. Manches veraltet nicht. Obwohl das Fernsehen früher besser war.
Zugleich ist das ja die - kann man sagen - Arroganz des Prometheus, weil man gegen die Götter, gegen den Tod ankämpft.
Leider, ja. Aber so ist es. Das ist Filmemachen. Die einzige Waffe, die man dem Tod gegenüber hat, ist die Kunst. Richard Burton hat mir gesagt, dass dieser Satz seine Auffassung vom Schauspielen sehr geprägt habe, und ich finde das auch: Wir müssen immer so spielen, als wäre es das letzte Mal; nur dann sind wir groß. Und wenn man Selbstvertrauen hat, kann man es schaffen.
Interview: Rüdiger Suchsland
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