Lausitzer Rundschau: Die Lage in der CSU Letzte Ausfahrt München
Cottbus (ots)
Gabriele Pauli kandidiert als Vorsitzende. Horst Seehofer hat eine Ehekrise. Erwin Huber genießt und hat gleichzeitig Angst. Edmund Stoiber hält noch einmal weltweit gigantisch Hof und stiehlt seinem Nachfolger Günter Beckstein auf Jahre hinaus die Show. Die CSU ist derzeit nur noch ein Fall für die Klatschpresse. Mit anderen Worten: Ganz unten. Schon einmal, nach dem Tod von Franz-Josef Strauß im Jahr 1988, war es ähnlich. Amigo-Affäre, Diadochenkämpfe, private Enthüllungen. Diesmal ist es noch schlimmer. In der Bundespolitik gibt es niemanden aus Bayern mehr, der auf Augenhöhe mitreden könnte. Edmund Stoiber hat die Verjüngung seiner Partei verpasst, die Übergabe nicht geregelt. Nun muss sich die Spitze in wilder Turbulenz neu finden. Früher hatte die CSU das Ohr nah am Volk. Nun bleibt sie inhaltlich weit zurück. Auch in Bayern wollen immer mehr Frauen Arbeit und Familie miteinander vereinbaren. Die CSU aber überließ Ursula von der Leyen (CDU) das Thema und blockiert deren Lösungsansatz. Statt die Chancen von Windkraft und Sonne für das Land zu erkennen, polemisierte man gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz und warb für Kernkraft. Statt sich im Bildungswesen den Weltspitzenreiter Finnland mit seinem eingliedrigen Schulsystem zum Vorbild zu nehmen, ist Bayern der letzte Hort strenger Auslese. Früher hieß der Slogan Laptop und Lederhose. Künftig bloß Liebesaffären und Laienspielschar? Spezielle bayerische Querelen führten nach dem Krieg zur Gründung einer gesonderten Unionspartei. Dass die Trennung von der CDU sich trotz aller Veränderungen bis heute gehalten hat, hat zwei Gründe: Die fortdauernden Wahlerfolge der Christsozialen im eigenen Land und ihre Bedeutung im Bund. Das erste muss sich im Jahr 2008 erneut beweisen, das zweite ist momentan bereits verloren. Erwin Huber ist fast 61, sein Konkurrent Horst Seehofer 58, Günter Beckstein 64. Sie alle sind nicht einmal die nahe Zukunft der CSU. Im September, wenn die Delegierten in München zusammenkommen, um ihren neuen Parteichef zu wählen, sollten sie jenen bevorzugen, der ihnen schnelle und konsequente Erneuerung garantiert. Denn wenn es der CSU nicht gelingt, sich wieder zu stabilisieren, wenn sie sogar der CDU 2009 das Bundestagswahlergebnis verhageln sollte, dann wird sehr laut die Frage gestellt werden, was dieser bayerischer Sonderweg nach über 60 Jahren eigentlich noch soll.
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