Lausitzer Rundschau: Tour de France vor dem Kollaps
Cottbus (ots)
An Dreistigkeit ist dieser jüngste Dopingfall um Alexander Winokurow kaum zu überbieten. In Zeiten, da jeder Tour-Teilnehmer argwöhnisch beäugt wird, der ein bisschen zu heftig in die Pedale tritt, ist es schon selten dämlich, sich mit Fremdblut vollzupumpen. Was geht in solchen Leuten nur vor? Haben die keinen Charakter? Im Fall des Kasachen ist anzunehmen, dass die dubiosen Sponsoren des Teams Astana, allesamt finanzkräftige Oligarchen, gehörig Druck ausgeübt haben. Anders ist diese riskante wie dumme Aktion des einstigen Tour-Favoriten kaum zu erklären. Wer gedacht hatte, dass der Radsport seine Selbstreinigung schon fast abgeschlossen habe, muss sich nun wohl eines schlechteren belehren lassen. Denn so viel ist klar: Derzeit sprechen einfach noch zu viele Dinge gegen Vertrauen und Hoffnung. So gilt Astana schon seit Langem als dopingverseucht. Rasmussen, der Träger des Gelben Trikots, hat Kontrollen geschwänzt. Contador, der Zweitplatzierte, stand auf der Kundenliste des Doping-Arztes Fuentes. Es ist geradezu lächerlich, die Tour jetzt noch ernsthaft zu verfolgen. Absolut bitter ist die jüngste Entwicklung für Astana-Profi Andreas Klöden. Mit dem Zwangs-Ausstieg seines Teams aus der Tour sind für ihn sämtliche Sieg-Träume ausgeträumt. Im Nachhinein betrachtet - und davon ausgehend, dass Klöden sauber ist - hat sich der damalige Wechsel des ehemaligen Lausitzers in dieses dubiose Team als wohl schlechteste Entscheidung seines Lebens erwiesen. Da ist ein Neuanfang dringend nötig. Jener Neuanfang steht hoffentlich auch nach der schrittweisen Reinigung der gesamten Branche. Bis dahin wird das mittlerweile gut funktionierende Kontrollsystem noch so einige weitere Dopingfälle rausspülen. So leid es einem für die sicher auch zahlreich vertretenen sauberen Fahrer tut - die diesjährige Doping-Tour ist komplett verpfuscht. Sie kann abgesagt werden.
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