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Lausitzer Rundschau: Zweite Halbzeit der Großen Koalition

Cottbus (ots)

Das Sommerloch ist praktisch zugeschüttet. Wenn
die Große Koalition in der kommenden Woche zu ihrer Klausur im 
brandenburgischen Meseberg zusammenkommt, soll wieder große Politik 
gemacht werden. In Wahrheit machen die Beteiligten gute Miene zum 
bösen Spiel. Einen politischen Stillstand kann sich niemand leisten. 
Auch die Landtagswahlkämpfe des kommenden Jahres werfen schon ihre 
Schatten voraus. Sie bilden den Auftakt für das große Wahlfinale im 
Bund Ende 2009. Wer wollte ernsthaft daran glauben, dass die beiden 
Volksparteien ausgerechnet in der zweiten Halbzeit ihrer 
Zwangsgemeinschaft noch zu einschneidenden Reformen fähig sind? Auf 
der Klausurtagung Anfang 2006 in Genshagen überwog der wechselseitige
Eindruck, dass der andere doch gar nicht so furchtbar wirkt, wie im 
Bundestagswahlkampf beschworen. Davon ist wenig übrig geblieben. 
Inzwischen klopfen die Parteistrategen jeden unabgestimmten Vorstoß 
auf seine nachteilige Wirkung für das jeweils andere Lager ab. Nun 
ist es nicht etwa so, dass der Regierung die Arbeit auszugehen droht.
Nur sind die meisten Projekte eben schon längst angeschoben. Sie 
reichen von der Reform der Erbschaftssteuer über die 
Bahn-Privatisierung bis zur Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen
Bund und Ländern. Hier ist noch genug Ärger programmiert. Die meisten
Bürger interessiert freilich eher, wann und wie der wirtschaftliche 
Aufschwung auch bei ihnen ankommt. In Meseberg wird deshalb noch 
einmal über die Mitarbeiterbeteiligung geredet. Union und SPD 
verfügen zwar über unterschiedliche Konzepte, damit Arbeitnehmer vom 
Gewinn der Unternehmen profitieren können. Aber so hoch sollten die 
ideologischen Hürden nicht sein, um eine vorzeigbare Lösung zustande 
zu bringen. Vorstellbar ist auch, dass die Regierung den Beitrag zur 
Arbeitslosenversicherung über das bislang verabredete Maß hinaus 
reduziert. Die beschlossene Beitragserhöhung in der 
Pflegeversicherung lässt sich damit allerdings nicht vom Tisch 
wischen. Auch in der Krankenversicherung droht Ungemach: Im Zuge der 
Gesundheitsreform muss die Regierung Ende 2008 erstmals einen 
Einheitsbeitrag für die gesetzlichen Kassen festlegen. Er soll die 
Kosten von AOK bis BKK abdecken. Das heißt, für Millionen Mitglieder 
in bislang preisgünstigen Kassen wird es spürbar teurer.
 So kommt der ganze Reform-Murks dieser Koalition noch einmal in 
schmerzliche Erinnerung. Die aktuellen Meinungsumfragen lassen indes 
ahnen, dass die Zwangsgemeinschaft von Union und SPD bei allem 
Gewurstel noch eine Neuauflage erleben könnte. Nicht, dass sich die 
Bürger danach verzehren. Aber die Aussicht auf eine Koalition aus 
drei Parteien begeistert noch viel weniger.

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Lausitzer Rundschau

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Fax: 0355/481247
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