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Lausitzer Rundschau: Massenklage gegen Vorratsdatenspeicherung Der allwissende Staat

Cottbus (ots)

Vor vielen Jahren haben die Karlsruher
Verfassungsrichter in dem aufsehenerregenden Urteil zur Volkszählung 
beschrieben, wo einer Demokratie grundsätzlicher Schaden droht durch 
staatliche Ausforschung. Nicht allein die Tatsache, dass Polizei, 
Justiz, Geheimdienste und Steuerbehörden alle nur denkbaren 
Informationen über die Bürger sammeln, ist demnach gefährlich. Viel 
schwerer wiegt der Umstand, das die Menschen im Wissen um die 
staatliche Wissensallmacht nicht mehr frei sind in ihrem Verhältnis 
zu den Institutionen, die ihnen zu Dienst sein sollen. Ein Staat, der
zu viel weiß, produziert Untertanen, sagten die Verfassungsrichter 
damals.
Gestern ist ein Gesetz in Kraft getreten, das Kontakte und Bewegungen
eines jeden noch über Monate nachvollziehbar macht. Es ist ein 
Gesetz, das sich weit entfernt, von den früheren Grundsätzen der 
Verfassungshüter. Es wird an der einen oder anderen Stelle die 
Kriminalitätsbekämpfung erleichtern. Es wird wissensmächtigen 
Regierungsapparaten aber auch neue Möglichkeiten geben, ihren 
unbequemen Kritikern gegenüberzutreten. Es ist bezeichnend, dass die 
Mehrheit des Bundestagsabgeordnete vor Ausforschung schützt, 
Journalisten dagegen nicht.
Es spricht viel dafür, dass auch dieses Mal die Karlsruher Richter 
die Notbremse ziehen. Sie haben in den letzten Jahren eine ganze 
Reihe von zumeist noch unter Rot-Grün beschlossenen Gesetzen 
kassiert. Das für die Abgeordneten sicher beschämendste Urteil galt 
dem Luftsicherheitsgesetz. Es war im Kern nichts anderes als eine 
schwere Rüge des Bundestags. Dass die Volksvertreter sich dennoch 
wieder und wieder und scheinbar völlig unberührt von den 
höchstrichterlichen Mahnungen von den Sicherheitsbehörden in 
Sackgassen jagen lassen, ist ein Alarmzeichen. Die von den Richtern 
geforderte Abwägung, die das technisch Machbare und polizeilich 
Wünschenswerte auch auf seine politische Wirkung hin prüft, findet 
nicht statt. Wenn die Freiheit aber vor allem eine Sache umfassender 
staatlicher Obhut wird, bleibt von ihr nichts übrig. Mit Sicherheit!

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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