Lausitzer Rundschau: EU nimmt große Agrarbetriebe weiter ins Visier: Arbeitsplätze zählen!
Cottbus (ots)
Der Agrarmarkt ist seit Jahrzehnten eine europäische Angelegenheit. Und alles in allem war er bislang trotz der Butterberge und all des bürokratischen Aufwands eine Erfolgsgeschichte. Der Preis für zufriedene Landwirte und Verbraucher ist allerdings hoch - noch immer sind die Landwirtschaftssubventionen größter Posten im Haushalt der EU. Und jetzt, mit der Erweiterung auf 27 Staaten wird nicht nur das Geld knapper. Es zeigt sich ganz exemplarisch, dass Brüssel an vielen Punkten Schwierigkeiten hat bei dem Versuch, die Verhältnisse möglichst einheitlich und gleichzeitig möglichst gerecht zu gestalten. Die Ländereien des britischen Königshauses und die Nachfolger der LPG in Ostdeutschland sind beispielsweise bei den Betriebszuschüssen nur schwer unter einen Hut zu bringen. Und die erregte Diskussion darüber ist nur ein Vorgeschmack darauf, was in den nächsten Jahren an Herausforderungen noch kommt. Mit der Neuorientierung der Energiepolitik geht auch ein völlig verändertes Verständnis von Landwirtschaft einher. Die vor wenigen Jahren vollzogene Reform, die nicht länger Produktionsmengen sondern Flächen als Messzahl für Subventionen heranzog, stößt an Grenzen. Es wäre einige Überlegungen wert, ob das System nicht zurückkehrt zum Ausgangspunkt vor vielen Jahrzehnten, als es darum ging, Arbeit für die - damals vor allem französischen - Landwirte sicherzustellen. Da würden dann nicht die Quadratkilometer an Weideland im Vordergrund stehen, sondern der Beschäftigungseffekt, der mit landwirtschaftlicher Produktion verbunden ist. Der Einwand, dies sei eine möglicherweise gar nicht so einfach zu habende Angelegenheit, trifft zwar zunächst zu. Aber dies wäre allemal sinnvoller, als jetzt ohne jede Rücksicht auf die Auswirkungen alle Großbetriebe gleich zu stellen. Und eine solche Reform muss in dem jetzt ganz anderen Umfeld und einer ganz anderen Nachfrage nicht wieder zu Überschüssen führen. Sie würde es den Sachsen und Brandenburgern erleichtern, Gemeinsamkeiten mit der englischen Königin zu akzeptieren. Denn deren Job gilt ja als langfristig gesichert.
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