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Lausitzer Rundschau: Unicef verliert Spendensiegel Tief in der Krise

Cottbus (ots)

Das Kinderhilfswerk Unicef musste in den
vergangenen Wochen zahlreiche Tiefschläge einstecken. Nach den 
negativen Schlagzeilen über problematische Beraterhonorare, 
fragwürdige Provisionen und einem selbstherrlichen Geschäftsführer 
liefen der Organisation die Spender in Scharen davon. Und als dann 
auch noch Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel um Haaresbreite oberster 
Kinderhelfer geworden wäre, schien das Desaster kaum noch 
steigerungsfähig zu sein. Doch das war ein Irrtum. Die Aberkennung 
des Spendensiegels durch das Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI)
ist schlicht eine Katastrophe für den deutschen Unicef-Ableger. Gilt 
der Mildtätigkeits-TÜV doch gewissermaßen als Lotse im Wirrwarr 
Hunderter Hilfsorganisationen, die allesamt um die 
Spendenbereitschaft der Bundesbürger buhlen. Mit dem Entzug des 
Qualitätsnachweises dürfte ihr Vertrauen zu Unicef Deutschland auf 
den Nullpunkt sinken.
Für die Entscheidung des DZI gibt es zweifellos gewichtige Gründe. 
Wer sich wochenlang in Verharmlosungen und Beschönigungen gefällt, 
aber wahrheitswidrige Angaben in den Bilanzen macht, braucht sich 
über die Quittung nicht zu wundern. Allerdings stellt sich auch die 
Frage, nach welchen Kriterien das Spendensiegel eigentlich vergeben 
wird. Nüchtern betrachtet herrscht hier genauso wenig Transparenz wie
bei den bisherigen Geschäftsgebaren von Unicef. Dass die großen 
Hilfsorganisationen zwischen zehn und 20 Prozent ihrer Einnahmen für 
den eigenen Betrieb ausgeben, gilt als akzeptabel. Wenn es aber in 
Einzelfällen deutlich mehr als 30 Prozent sind und das DZI trotzdem 
seinen Qualitätsstempel aufdrückt, dann steht auch die 
Kontrollinstanz im Zwielicht. Offenbar bedurfte es erst eines 
Unicef-Skandals, um die Selbstkritik bei den Siegel-Verleihern zu 
beflügeln. Künftig sollen ihre Vergabe-Standards nachvollziehbar 
gestaltet werden. Das ist immerhin ein kleiner Lichtblick in der 
düsteren Affäre. Zur Erleuchtung im Spendengeschäft muss aber auch 
die Bundesregierung beitragen. Immerhin erhält Unicef pro Jahr fünf 
Millionen Euro aus der Staatskasse. Da lohnt es sich, bei den 
Spendensammlern genauer hinzusehen. Soll heißen: Die Politik muss 
strengere Maßstäbe als bisher anlegen, um Hilfsorganisationen mit 
Steuergeldern zu unterstützen.
Durch die Aberkennung des Spendensiegels hat sich die Krise für 
Unicef Deutschland zweifellos verschärft. Der Schaden ist, wenn 
überhaupt, nur in längeren Zeiträumen zu reparieren.
Das wichtigste Werkzeug heißt Transparenz. Dabei geht es um eine 
lückenlose Offenlegung der Verwendung aller eingeworbenen Spenden, 
einschließlich der Ausgaben für eigene Zwecke. Nur wenn die Bürger 
wieder das Gefühl bekommen, dass ihr Geld die wirklich Bedürftigen 
erreicht, hätte Unicef das Schlimmste überstanden.
Am 10. April steht die Neuwahl der Unicef-Spitze an. Vielleicht ist 
es die letzte Chance für einen Neuanfang.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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