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Lausitzer Rundschau: Ingrid Betancourt ist frei Blitzschlag für die Farc

Cottbus (ots)

Als Ingrid Betancourt gefragt wird, was ihre
Befreiung für die Farc bedeute, hält sie einen Moment inne und sagt 
dann: "Es ist ein harter Schlag, der sie wie der Blitz getroffen 
hat." Ihre Rettung und die Art und Weise, wie es geschah, sind für 
die Linksrebellen tatsächlich der härteste Schlag in diesem Jahr, das
bereits reich an Niederlagen für die Farc ist. Sie haben ihre 
wichtigsten Führungsmitglieder durch natürlichen Tod oder Tötung 
durch die Armee verloren. Und die Ex-Präsidentschaftskandidatin war 
die mit Abstand wichtigste Geisel der Farc, ihr Kronjuwel und 
politisches Faustpfand, das ihnen mediale Aufmerksamkeit und einen 
gewissen Schutz vor Verfolgung sicherte. Mit beidem ist es nun 
vorbei. Möglicherweise steht die älteste und größte Linksguerilla 
Lateinamerikas ganz vor dem Ende.
Allein die Tatsache, dass sich das Befreiungskommando unbemerkt 
einschleusen konnte, spricht Bände über den Zustand der Farc. Es ist 
eine Demütigung. Auch die Details, die Betancourt über die letzte 
Zeit ihrer Gefangenschaft erzählt, lassen auf massive logistische 
Probleme schließen. Das Essen sei weniger und schlechter geworden, 
die Versorgung der Geiseln mit Kleidung und Schuhen sei den Rebellen 
immer schwerer gefallen.
Die geglückte Befreiung ist zugleich für Präsident Álvaro Uribe sein 
größter Triumph in knapp sechs Jahren Amtszeit, der ihn der so 
ersehnten zweiten Wiederwahl näher bringt. Und er erhielt Lob von 
Betancourt höchstselbst, die früher eine seiner schärfsten 
Kritikerinnen war. Uribe sei ein "sehr guter Präsident", sagte sie, 
weil er den Rebellen keine Verschnaufpause gegönnt habe und der Druck
auf die Farc durch seine Wiederwahl 2006 aufrecht erhalten geblieben 
sei.
Tatsächlich setzt der rechte Staatschef gegen die Farc-Rebellen seit 
August 2002 auf eiserne Härte. Während er den ultra-rechten 
Todesschwadronen Verhandlungen anbot, ließ er die Rebellen von Anfang
an von der mit US-Hilfe hochgerüsteten kolumbianischen Armee 
verfolgen und in die Enge treiben. Allein dieses Jahr sind nach 
Angaben der Regierung rund 900 Farc-Kämpfer gefasst oder getötet 
worden, 860 Guerilleros hätten sich ergeben. Die Farc, die einst 17 
000 Kämpfer hatte, verfügt nach Schätzungen nur noch über rund 11 000
Männer, Frauen und Kinder unter Waffen.
 Die Guerilla, die Marulanda 1964 zum Kampf für soziale Gerechtigkeit
und eine Landreform gründete, finanziert sich heute über Drogenhandel
und Erpressung von Lösegeldern. Ihr politisches Faustpfand sind rund 
750 Geiseln. 40 unter ihnen waren Austauschbare, Verschleppte also, 
die als Druckmittel gegenüber der Regierung dienen. Zu ihnen gehörte 
auch Ingrid Betancourt.
Ihre Befreiung könnte Kolumbien einem wirklichen Frieden ein Stück 
näher bringen. Das hängt entscheidend davon ab, ob die Rebellen ihren
bewaffneten Kampf aufgeben und die Regierung überhaupt verhandeln 
will. Anzeichen für wirkliche Verhandlungsbereitschaft haben beide 
Seiten bisher nicht gezeigt.

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