Lausitzer Rundschau: Zu Milchbauern
Cottbus (ots)
Mit Streiks, vor allem wenn die Bevölkerung unmittelbar betroffen ist, machen sich Kämpfende überwiegend keine Freunde. Müllfahrer haben das gespürt, Beschäftigte von Verkehrsbetrieben ebenso, und Lufthansa-Mitarbeiter werden diese Erfahrung machen. Auch die Bauern haben bei ihrem Milchboykott Ende Mai Kritik einstecken müssen. Doch die kam mehrheitlich vom Bundeskartellamt, den Milchverarbeitern und auch aus den eigenen Reihen. Die Bevölkerung dagegen nahm die Preiserhöhungen für Milch und Milchprodukte im Handel überwiegend mit Verständnis auf. Ob das bei einem neuerlichen Streik mit der Vernichtung von Lebensmitteln so bleibt, ist zweifelhaft. Ein solcher Boykott droht, wenn morgen beim Milchgipfel, zu dem Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) geladen hat, wieder nur leeres Stroh gedroschen wird. Fakt ist nämlich, dass die Bürger beim Einkauf tiefer in die Tasche greifen müssen, bei den Landwirten die Cents, die die Käufer mehr ausgeben, (aber noch) nicht angekommen sind. Bisher haben offensichtlich nur die großen Handelsketten und Milchverarbeiter von den Mehreinnahmen profitiert. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn die grundlegenden Strukturdefizite ungelöst bleiben. Ein paar große Lebensmitteleinzelhändler sind in der Lage, die vielen Molkereien, die es in Deutschland gibt, an die Wand zu drücken. Diese wiederum können das Marktrisiko gut an die Bauern weitergeben, weil deren Erzeugergemeinschaften alles andere als eine geballte Kraft sind. Und zu allem Überfluss streiten der Deutsche Bauernverband und der Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter in aller Öffentlichkeit ums Klientel, dass nur so die Fetzen fliegen und sich Dritte in aller Heimlichkeit ins Fäustchen lachen. Spätestens an diese Punkt hört das Verständnis der Bevölkerung auf. Erst Recht, wenn sie am Ende der Auseinandersetzungen erneut zur Kasse gebeten wird.
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