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Lausitzer Rundschau: Abschluss der Paralympics in Peking Was kommt danach?

Cottbus (ots)

Die Zeit der pathetischen Werbespots für die
Paralympics im chinesischen Fernsehen ist zu Ende. Ein paar Nachwehen
werden sich noch einschleichen, aber schon in einigen Tagen dürfte 
der Alltag das Programm beherrschen. Es wird keine täglichen Bilder 
mehr geben von jubelnden Amputierten oder von Spastikern, die mit 
ihren Medaillen um den Hals um die Wette strahlen. Und frühestens 
dann kann sich zeigen, was als Hinterlassenschaft dieser Paralympics 
in China übrig bleibt. Mehr als 80 Millionen Menschen, die im Reich 
der Mitte mit einer Behinderung leben, harren gespannt der Dinge, die
da kommen. Denn das Signal, das der Kopf des Staates über die Medien 
an die kleinsten Nervenenden des Systems ausgesendet hat, klingt 
vielversprechend: Behinderte gehören in die Mitte der Gesellschaft. 
Die Praxis wird zeigen, ob die Chinesen bereit sind, dem Aufruf zu 
folgen. Bislang taten sie sich schwer, die behinderten Menschen als 
ihresgleichen zu akzeptieren.
Wer Peking besucht, der mag begeistert sein von den Möglichkeiten, 
die Behinderten in der Stadt geboten werden. Rollstuhlfahrer können 
nicht nur die Verbotene Stadt besuchen, sie können sogar die Große 
Mauer erklimmen. Behindertengerechte Busse und Taxen fahren nun 
künftig durch die Hauptstadt. Und überall in den vergangenen zwei 
Wochen strömte den Teilnehmern der paralympischen Spiele eine riesige
Welle der Sympathie entgegen. Doch dort, wo China tatsächlich 
Entwicklungsland ist, nämlich auf den Dörfern, in denen immer noch 
rund 700 Millionen Menschen leben, wird das ganze Drama der 
Ausgrenzung behinderter Menschen deutlich. Es ist kein Gerücht, dass 
Behinderte versteckt werden, weil sie als Makel der Familie gelten. 
Und es ist auch kein Gerücht, dass Eltern autistischer Kinder 
beschimpft werden, weil sie ihren Nachwuchs nicht zum Normalsein 
erzogen haben. Um von weniger drastischen Diskriminierungen von 
Behinderten zu erfahren, muss man Peking jedoch nicht einmal 
verlassen. Auch in der Metropole klagen Betroffene darüber, dass sie 
keine Freunde mehr haben, keine Arbeitsstelle und keine ausreichenden
therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen.
Die Hoffnungen der Behinderten ruhen also auf der Propaganda des 
Staates. Und das nicht ganz zu Unrecht. Chinas Regierung schafft es 
immer wieder, seine Bevölkerung in ihrem Sinne zu beeinflussen. 
Beispiel: Olympische Spiele. Bis in die entferntesten Winkel des 
riesigen Reiches befürworteten die Menschen das Großereignis. Ob 
Menschen, die 2000 oder 3000 Kilometer von Peking entfernt leben, das
wirklich so meinten, wie sie es sagten, spielt dabei nicht einmal 
eine besonders große Rolle. Wichtig ist, dass der Reflex bei den 
Menschen funktioniert, der jahrelang durch die entsprechende 
Berichterstattung in staatlichen Medien ausgebildet wurde.
 Wenn ein ähnlicher Reflex geschaffen werden kann, der die Leute 
daran erinnert, dass Behinderte ein ganz normaler Teil der 
Gesellschaft sind, dann wäre den Behinderten in China schon sehr viel
geholfen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
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