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Lausitzer Rundschau: Skiunfall von Dieter Althaus und den Folgen
Neugier und Schuld

Cottbus (ots)

Es ist bei dem tragischen Geschehen auf einer
österreichischen Skipiste, in das Thüringens Ministerpräsident Dieter
Althaus verwickelt wurde, eine öffentliche Aufmerksamkeit zu 
beobachten, die wenig zu tun hat mit dem Vorfall selbst, dem Tod 
eines Menschen. Auch wenn man ein Fehlverhalten des CDU-Politikers 
unterstellt, so würde sich dies doch in einem Bereich bewegen, der 
wenig Raum lässt für eine allgemeine Diskussion über daraus zu 
ziehende Rückschlüsse auf charakterliche Defizite eines Menschen. 
Denn wer ehrlich ist, wird zugeben müssen, dass es kaum jemanden 
gibt, dem nicht schon einmal ein vermeidbares Missgeschick passiert 
ist. In aller Regel hat man dabei Glück, wenige erleben die 
tragischen Konsequenzen solcher Fehltritte wie etwa den ungewollten 
Tod eines Menschen. Skifahrer sind ausschließlich mit sich selbst in 
der Spur und schon aus Eigeninteresse darauf bedacht, mit niemandem 
zu kollidieren. Der Fall Althaus ist im Kern eine Privatsache 
zwischen wenigen Menschen, die der Zufall zu einer 
Schicksalsgemeinschaft werden ließ und von denen jeder schwer zu 
tragen hat an dem Geschehen.
Bei der öffentlichen Stellung von Althaus, der ansonsten auch von 
Politikern gesuchten großen Bühne für ihre Auftritte, sollte sich 
allerdings auch niemand über den Rummel wundern, den diese 
Privatsache verursacht. Das gehört nunmal zu einer 
Mediengesellschaft, in der sich oft genug Menschen danach drängen, 
auch das letzte Detail ihres Intimlebens vermarktet zu sehen. Ein 
durchaus fragwürdiger Voy8eurismus ist längst Alltag, und keiner kann
sich dem völlig entziehen. Was allerdings nicht passieren sollte, ist
eine Verquickung von dem Nachdenken über private Schuld, öffentlicher
Neugier und Schamlosigkeit einerseits sowie politischen 
Schlussfolgerungen andererseits. Was immer auf der Piste passiert 
sein mag, es taugt nicht für Wahlkämpfe oder für ein Urteil darüber, 
ob Dieter Althaus befähigt sein mag für ein bestimmtes Amt. Er allein
muss darüber urteilen, inwieweit er aus dem Geschehen Konsequenzen 
zieht. Das wurde in der öffentlichen Diskussion zumeist so gesehen. 
In Erfurt sind allerdings in den letzten Tagen Zwischentöne zu hören 
gewesen, die sich bei einer Anklageerhebung deutlicher bemerkbar 
machen könnten. Eine politische Diskussion über den Skifahrer Althaus
wäre ein trauriger Missbrauch einer zutiefst menschlichen Tragödie.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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