Lausitzer Rundschau: Ihre größte Stärke wird zur größten Schwäche der Kanzlerin Merkel und die alten Männer
Cottbus (ots)
Das Prinzip Merkel geht so: Beobachten, woher der Wind weht. Tief Luft holen. Und dann kräftig in dieselbe Richtung blasen. Mindestens einmal hat dieses Prinzip - im Sinne der Erfinderin - großartig funktioniert: Als Generalsekretärin empfahl Angela Merkel ihrer Partei Ende 1999 in einem bemerkenswerten Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" die Abnabelung vom affärenbelasteten Altkanzler Helmut Kohl - und stieg in der Folge zur CDU-Chefin und Bundeskanzlerin auf. Kein Wunder also, dass Merkel auch in diesen Ämtern ihrem Prinzip treu geblieben ist. Aber inzwischen ist aus ihrer größten Stärke ihre größte Schwäche geworden. Denn von einer Bundeskanzlerin wird - gerade in Zeiten der Krise - Führung verlangt: vorangehen, nicht hinterherhecheln. Weil sie das immer noch nicht beherzigen will (oder kann), kommt es zu Peinlichkeiten wie jener, die der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner jetzt erneut scharf kritisiert hat. Wohlgemerkt: Die berechtigten Angriffe wegen der Aufhebung der Exkommunikation des Holocaust-Leugners Richard Williamson hatte sich der Vatikan selbst zuzuschreiben. Aber als die Kanzlerin endlich die Stimme erhob, war eigentlich alles von allen (außer ihr) bereits gesagt - und ihre Forderung nach einer "Klarstellung" des Papstes längst erfüllt. Merkel und die alten Männer: Was 1999 bei Kohl mutig und riskant war, wirkte zehn Jahre später bei Benedikt nur billig, populistisch und, nun ja, etwas albern. Ein Teil der Stammwählerschaft ist verärgert, Kanzlerin wird Merkel wohl trotzdem bleiben. Denn von einem - wie auch immer gearteten - Prinzip Steinmeier ist bislang nichts bekannt.
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