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Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Die Bilanz von Barack Obamas Europa-Reise Allein geblieben

Cottbus (ots)

Es hatte absurde Züge, wie Beobachter in den
vergangenen Tagen zu ermitteln versuchten, inwieweit die 
Poli8tik-Elite Europas gegen den neuen Mann aus Washington standhält.
Dahinter steckte ein ängstlicher Anfangsverdacht. Denn wo ein Kerl 
seiner Statur des Weges kommt, ist man vor Überraschungen nicht 
sicher. Und dagegen, so war man sich in Paris und Berlin einig, gilt 
es Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
Barack Obama reduzierte, gut informiert über die europäische 
Verunsicherung, seine Vorstellungen auf einen allerkleinsten 
gemeinsamen Nenner. Selbst der war trotz der Tatsache, dass der Mann 
noch nicht einmal 100.Tage im Amt und von gigantischen innenpolischen
Problemen getrieben ist, vielen seiner Alliierten diesseits des 
Atlantiks eine Zumutung.
Die Reise Obamas war insofern ein europäischer Offenbarungseid. Nach 
all den Jahren des Klagens und Schimpfens auf die Probleme, die die 
USA anhäuften und in sturem Eigensinn immer weiter vertieften, ging 
der Vorhang auf für einen angeblich herbeigesehnten Neuanfang - aber 
das dafür notwendige Ensemble hatte den Text nicht parat. Afghanistan
war immer der gute, der richtige Krieg gewesen, von dem das 
Irak-Abenteuer nur ablenkte. Jetzt, wo Obama genau diese Parole zu 
seiner macht, wird der Konflikt eine ganz schwierige Sache. Eigene, 
vor allem neue Vorstellungen sind kaum zu hören gewesen. Der Umgang 
mit der Türkei galt und gilt vor allem als europäisches Pro8blem. 
Jetzt aber bedarf es des amerikanischen Präsidenten, um die Blamage 
einer Blockade zu verhindern. Die europäische Antwort auf die 
Wirtschaftskrise war von der gleichen Dürftigkeit. Man weiß hier ganz
genau, was man nicht will. Und sagt dann ganz schnell, dass 
schließlich die Amerikaner für das schreckliche Ganze verantwortlich 
sind. Das sagt auch Obama. Höflicherweise sagt er nicht, dass keiner 
gezwungen wurde mitzumachen. Auch jetzt wird keiner genötigt werden, 
sich dem anzuschließen, was das Programm des neuen Mannes ausmacht. 
Er gehört nicht zu denen, die Treuebekenntnisse verlangen. Er geht 
seinen Weg als Hoffnungsträger - getragen von einer Zustimmung, die 
unsere Regierenden nicht kennen. Er weiß um die Chance, die USA vom 
schlimmsten Alptraum seit Generationen zu befreien. Wenn es gelingt, 
ist alles andere zweitrangig. Wenn er scheitert, sind alle anderen 
auch nicht besser dran. Er ist allein gekommen und allein gegangen. 
Wer das gut findet, der sollte sich das Leuchten in den Augen der 
jungen Menschen, die ihn trafen, noch mal ansehen. Die sahen keine 
Zumutung, die sahen Zukunft.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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