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Lausitzer Rundschau: Nordkoreas Raketentests brüskieren die Welt
Eine Diktatur pokert

Cottbus (ots)

Das Regime in Nordkorea schirmt sich besser von
der Außenwelt ab als jeder andere Staat. So wird das Nachdenken über 
die Motive für seine fortgesetzte nukleare Aufrüstung zwangsläufig 
zur Spekulation. Mit dem jüngsten Atomtest und einer Serie von 
Raketenstarts hat Pjöngjang aber mit Sicherheit auch die geballte 
weltweite Aufmerksamkeit gesucht, die es jetzt findet. Ob und wie 
weit dieses martialische Vorgehen auch oder vielleicht sogar in 
erster Linie innenpolitische Gründe hat, lässt sich dagegen nur 
schwer beurteilen. Denn auch die besten Kenner des Landes geben offen
zu, dass sie über die derzeitigen Machtverhältnisse zu wenig wissen.
Die Diktatur, die sich revolutionär gibt, tatsächlich eine der 
grausamsten Familiendynastien der modernen Geschichte ist, sieht 
jedenfalls in der Fähigkeit zu einem Atomschlag eine Chance für den 
Machterhalt. Der unumschränkte Herrscher Kim Jong Il will sich nicht 
der Gefahr aussetzen, wie Iraks früherer Diktator Saddam Hussein zu 
enden. Und er pokert weiter um Anerkennung und Hilfe für seine 
anfällige Volkswirtschaft.
Bislang hat ihm dabei vor allem die chinesische Führung geholfen. Sie
sah in Kim das kleinere Übel und hatte wenig Interesse an einer 
Entwicklung, die mit der Wiedervereinigung des Landes enden könnte. 
Aber auch in Peking setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass 
das nordkoreanische Regime zu einem immer größeren Risiko wird.
Das nordkoreanische Waffenarsenal, bescheiden im Vergleich zu allen 
anderen Atommächten, hat hinreichend abschreckende Wirkung, um jede 
militärische Intervention von außen auszuschließen. Aber dies war 
auch angesichts der konventionellen Aufrüstung Pjöngjangs sowieso 
keine Option für den Süden des Landes und die USA. Sollten die Bomben
lediglich als eine Art zusätzliches Schutzschild für die 
Familiendiktatur dienen, wäre es für die Außenwelt kaum mehr als ein 
schreckliches Ärgernis. Tatsächlich aber ist das Regime nicht 
berechenbar genug, als dass man andere Entwicklungen ausschließen 
könnte. Nordkoreas Plutonium kann für jeden und jederzeit zur 
tödlichen Gefahr werden. Insofern sind die Befürchtungen 
gerechtfertigt, die aus Washington kommen.
Für den amerikanischen Präsidenten Barack Obama ist die jüngste 
Entwicklung eine der schwersten Herausforderungen seit seinem 
Amtsantritt. Er hat nur sehr bescheidene Möglichkeiten, die 
Entwicklung zu beeinflussen, aber alle Welt erwartet von ihm eine 
Reaktion.
Wenn Barack Obama seinen Wahlkampfreden treu bleibt, wird er 
versuchen, andere Staaten wie China und Russland stärker in die 
Verantwortung zu nehmen. In den USA wäre solch eine Politik 
allerdings nur schwer zu erklären und würde von vielen als Zeichen 
der Schwäche gedeutet, zumal ja nach wie vor amerikanische Truppen in
Korea stehen. Es wäre dennoch die klügste der möglichen Antworten.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
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