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Lausitzer Rundschau: Der CSU-Parteitag und der Gastauftritt der Kanzlerin
Spiel über Bande

Cottbus (ots)

Die Geschlossenheitsschwüre, die Horst Seehofer
Angela Merkel beim CSU-Parteitag entgegenbrachte, sie stimmen zwar 
einerseits. Nur wenn Merkel siegt, bleibt die CSU auch im Bund eine 
Regierungspartei, und insofern kämpfen auch die Bayern ehrlich für 
die amtierende Kanzlerin. Andererseits ist ihnen das sprichwörtliche 
Hemd aber näher als der Rock, das CSU-Ergebnis in Bayern allemal 
wichtiger als das der Union im Bund. Und deshalb hat Seehofer nicht 
die geringste Scheu, Merkel politisch schwer in die Parade zu fahren,
wenn es ihm nützt. Und das tut er fast immer, denn bayerisches 
Querulantentum kommt daheim an.
Zuletzt geschah das beim Thema Europa. Nur wenige haben bisher 
registriert, von welcher Bedeutung dieser Vorgang ist. Den 
Lissabon-Vertrag wieder flott zu kriegen, das war Merkels Hauptziel 
ihrer gesamten Europapolitik der vergangenen vier Jahre und 
insbesondere ihrer EU-Ratspräsidentschaft 2007. Und nun droht 
ausgerechnet die Schwesterpartei CSU davon mehr kaputt zu machen, als
die polnischen Kaczynski-Brüder und die irischen Protestwähler je 
konnten.
 Freilich, auch Seehofer weiß, dass er es nicht übertreiben darf. Vor
Wahlen schon gar nicht. Deshalb hält er den Streit auf einem Niveau, 
das gerade hoch genug ist, um in Bayern noch wahrgenommen zu werden, 
aber nicht zu hoch, um im Bund die Union als völlig zerstritten 
dastehen zu lassen. Für das, was CDU und CSU derzeit darbieten, sind 
verschiedene Bezeichnungen möglich: Spiel über Bande etwa. Oder Spiel
mit verteilten Rollen. Schauspiel und Doppelspiel gehen auch.

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