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Lausitzer Rundschau: Von Chancen und Urteilen Linke-Chef Bisky will DDR gerechter beurteilt wissen

Cottbus (ots)

Verdient die DDR eine gerechtere Bewertung?
Links-Partei-Chef Lothar Bisky zumindest sieht dafür eine Chance. 
Bisky ist dabei nicht zu jenen in seiner Partei zu rechnen, denen 
Ostalgie und Verharmlosung wichtiger sind als eine ehrliche 
Bewertung.
Wo Bisky recht hat: Die kritische Auseinandersetzung mit der DDR 
sollte mehr historischen Kontext und Vorgeschichte einschließen. Die 
Gründung zweier deutscher Staaten 1949 als Ergebnis des Zweiten 
Weltkrieges unter "Federführung" der Allierten mit allen seinen 
Folgen wird eher unterbewertet. Es entstanden zwei Staaten, die sich 
ungleicher kaum entwickeln konnten.
 Auf der einen Seite die Bundesrepublik, begleitet vom gut 
finanzierten Marshall-Plan mit garantiert wirtschaftlichem 
Aufschwung. Auf der anderen die bis zu ihrem Ende ökonomisch 
dahindümpelnde DDR, die schon in jungen Jahren ihre letzten 
funktionierenden Produktionsmittel zur Reparation freigeben musste. 
In dem einen Land wurde die geschenkte Demokratie dankbar angenommen,
in dem anderen hatten die Menschen kaum eine andere Chance, als die, 
sich im Übergang von der einen Diktatur zur nächsten einzurichten. In
dem einen übernahmen die Verwaltungseliten fast nahtlos, in dem 
anderen versuchte eine neue ungeübte Führungsschicht von Moskaus 
Gnaden das Land aufzubauen. Und manch kluger Kopf, der viel 
einzubringen gehabt hätte, wurde dabei kaltgestellt oder wechselte 
gleich die Seite. Doch die DDR ist am besten aus ihrem Alltag heraus 
zu verstehen. In dem gab es Leben, Spaß und Freude, aber auch Leid 
und Tod.
Historische Ursachen und Kausalität machen die Verantwortung derer, 
die später Millionen einsperrten und nicht nur an der Mauer schießen 
ließen, nicht kleiner. Wer wichtige bürgerliche Grundfreiheiten wie 
Meinungs- und Reisefreiheit auf Dauer verbietet, wer Menschen 
einsperrt, kann trotz beispielhafter sozialer und zum Teil 
bildungspolitischer Leistungen, vor der Geschichte nicht als 
Rechtsstaat bestehen. Wer Individualität nicht fördert, sondern 
bremst, hat im besten Fall gut erzogene Kinder, aber keine 
Nobelpreisträger. Die mehr oder weniger gut Erzogenen unter den 
Hiergebliebenen erfüllt heute jedoch manchmal Unbehagen: über das 
besser wissende, belehrende Urteil von Leuten, die nie in einer 
Diktatur gelebt haben.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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