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Lausitzer Rundschau: Neue Chance Bulgarin Bokowa neue Unesco-Chefin

Cottbus (ots)

Die am Dienstagabend in Paris erfolgte Wahl der
bulgarischen Diplomatin Irina Bokowa als neue Generaldirektorin der 
Unesco hat dieser für die Förderung von Wissenschaft, Erziehung, 
Kultur und internationalen Zusammenarbeit auf diesen Gebieten 
verantwortlichen Sonderorganisation der Vereinten Nationen einen 
Skandal, wenn nicht gar eine verhängnisvolle Krise erspart. Fünf 
Wahldurchgänge waren erforderlich, um den umstrittenen ägyptischen 
Kulturminister Faruk Husni von diesem begehrten und wichtigen Amt 
fernzuhalten. Der Günstling des ägyptischen Präsidentenpaares hat 
sich für diese bedeutende Führungsposition selbst disqualifiziert. 
Seine antiisraelischen und -semitischen Äußerungen, sein Nein zur 
Presse- und Kulturfreiheit und zur Respektierung der Menschenrechte 
in seinem Land sowie seine Toleranz gegenüber islamischen 
Fundamentalisten rechtfertigen seine wenngleich etwas überraschende 
Niederlage. Sie signalisiert vielleicht einen zumindest vorläufigen 
Strich durch die Hoffnungen speziell der USA und Frankreichs, die 
sich für die Kandidatur des 871-jährigen Ägypters eingesetzt haben. 
Die Präsidenten Barack Obama und Nicolas Sarkozy erwarteten als 
Gegenleistung einen verstärkten Einfluss auf das politische Geschehen
in der nahöstlichen Krisenregion. Sarkozy hatte zudem die ägyptische 
Unterstützung für seine Mittelmeer-Union im Sinne. Die israelische 
Regierung hatte gute Gründe, um sich trotz berechtigter Vorbehalte 
mit Faruk Husni als Unesco-Chef abzufinden. Diese Aspekte erklären 
den unerfreulichen Verdacht, dass sie die Unesco auf dem Altar ihrer 
jeweiligen politischen Interessen opfern wollten. Ihr Scheitern macht
die inoffizielle Warnung des US-Kongresses bezüglich eines Austrittes
hinfällig, wenn der Ägypter die Wahl gewinnt. Dieses Risiko konnte 
mit der Wahl der 57-jährigen Bulgarin verhindert werden. Für die 
erste Frau an der Spitze dieser internationalen Organisation mit 
immerhin 193 Mitgliedsländern ist dies unter diesen Umständen eine 
enorme Herausforderung.

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