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Lausitzer Rundschau: Die Qual mit der Wahl Afghanistan vor dem zweiten Urnengang

Cottbus (ots)

Da hat die Nato, hat der gesamte Westen
erleichtert durchgeatmet, als der afghanische Möchte-Gern-Präsident 
Hamid Karsai endlich dazu bewegt werden konnte, die Mogelpackung des 
ersten Urnengangs der Präsidentenwahl so weit zu korrigieren, dass 
jetzt noch mal abgestimmt werden wird. Aber das Gezerre um die 
Millionen verschobener Stimmen spiegelt auf drastische Art und Weise 
die Sackgasse wider, in der die Verbündeten bei ihrem Engagement 
gelandet sind. Ihre Ansprechpartner vor Ort sind schwach und korrupt.
Unter normalen Umständen schließt man Wahlbetrüger von weiteren 
Machenschaften aus - in Kabul werden sie dafür gelobt, weiter 
mitzuspielen. Die jetzt angesetzte Stichwahl wird kaum weniger 
chaotisch und schon gar nicht glaubwürdig - Karsai ist mit seinen 
Betrügereien ja auch kein Einzelfall. Er steht für die politische 
Führung eines Landes, die sich gut tut daran, dass andere 
Verantwortung tragen. Das internationale Engagement wird von ihm 
nicht zum Wiederaufbau des Landes und zur Festigung seiner Strukturen
gebraucht. Es dient vor allem der Stabilisierung einer verkrusteten, 
ineffektiven Macht. Im Vergleich dazu war das Besatzungsregime der 
USA im Irak hervorragend und führte zu wesentlich besseren 
Resultaten. Dabei gibt es in Afghanistan mit dem UN-Mandat zumindest 
völkerrechtlich wesentlich bessere Voraussetzungen für eine 
Einmischung von außen. So erfolgte ja die Überprüfung des 
Wahlergebnisses auch im Rahmen einer UN-Mission. Es wäre also 
durchaus sinnvoll, einmal darüber nachzudenken, ob das Land am 
Hindukusch nicht besser unter treuhänderischer Verwaltung regiert 
werden würde. Vor solch einer Form der Intervention schreckt 
allerdings die Allianz, die ihre Soldaten dort kämpfen und sterben 
lässt, zurück. Sie würde all die Fehler der Vergangenheit offenkundig
machen und wäre darüber hinaus für lange Zeit verpflichtend. Und 
natürlich schwingt da auch die Angst mit, dass die stolzen Afghanen 
dann noch deutlicher rebellieren könnten.
Also bleibt nur der stetige Druck auf Karsai, der alle Aussichten 
hat, auch den zweiten Wahlgang mit allen dafür geübten Tricks 
siegreich zu überstehen. Wie mühselig dieses Geschäft ist, haben wir 
bei der Qual mit der Wahl in den letzten Tagen erleben dürfen. Da 
drängen sich fast zwangsläufig die Fragen nach einer umfassenden, 
wohl durchdachten Afghanistan-Strategie auf. Die jetzige 
Vorgehensweise jedenfalls macht genau das immer wahrscheinlicher, was
als Katastrophe beschrieben wird - den Abzug der Truppen nach einem 
weitgehenden Scheitern aller Bemühungen und einer großen Zahl von 
Toten. Karsai wird dann im Gegensatz zu seinen Landsleuten wohl noch 
die Wahl bleiben, in ein Exil seiner Wahl ausgeflogen zu werden.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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