Lausitzer Rundschau: Bundesbank schließt 2012 ihre letzte Filiale in Brandenburg
Knallhart wertberichtigt
Cottbus (ots)
Der Rückzug der Stabilitätshüterin des Finanzsystems aus der Fläche ist in der Vergangenheit fast unbemerkt erfolgt. Mit den aktuellen Entscheidungen aber bekommt er eine neue Dimension: Was auf den ersten Blick aus betriebswirtschaftlicher Sicht logisch erscheint, ist auf den zweiten eine gnadenlose Wertberichtigung des Portfolios der deutschen Wirtschaftsregionen. Das Bundesland Brandenburg ist die erste Region, die durchs Raster fällt und den Bundesbankern ab Oktober 2012 keine Präsenz vor Ort mehr wert ist. Schleswig-Holstein und Bremen folgen 2015. Die Aufträge bei der Bargeldversorgung der regionalen Wirtschaft, beim unbaren Zahlungsverkehr und beim kostenlosen Umtausch von D-Mark in Euro muss die Bank der Banken dennoch weiterhin erfüllen. Ob aus der Nähe oder aus der Ferne, das kann ihr nicht vorgeschrieben werden. Von Weisungen der Bundesregierung ist die Bundesbank unabhängig. So ist sie auch bei der unternehmerischen Entscheidung zur Reduzierung des Filialgeschäfts, das nicht das Wesentlichste der Zentralbank Deutschlands ist, frei von politischen Zwängen. Positiv ist die Botschaft der Geld- und Kreditinstitute vor Ort, dass die Kunden von dem quasi internen Umbau nichts spüren sollen. Grundsätzlich aber ist die Entscheidung, die Bargeldversorgung nicht mehr als allein hoheitliche Aufgabe von der Zentralbank der Bundesregierung erfüllen zu lassen, fraglich. Weil sich der Staat damit an einem weiteren sensiblen Punkt aus der Verantwortung für seine Bürger zurückzieht und sie im Schadenfall die Zeche zahlen lässt. Indem sie etwa als Angestellte privater Werttransportunternehmen zu oft nicht auskömmlichen Löhnen ihren Kopf hinhalten. Oder als Bankkunden Gefahr laufen, höhere Gebühren für den Service vor Ort zahlen zu müssen. Oder mehr Rennerei haben, wenn der Geldautomat immer öfter leer ist, weil der Geldtransporter im Stau steckt oder die Transportfirma bestreikt wird und die Bundesbank als Notfall-Feuerwehr mehr Zeit braucht, weil die Wege länger und die Notfälle häufiger werden. Alles nur blühende Fantasie? Warten wir's ab.
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