Lausitzer Rundschau: Vergessene Helden Vor 20 Jahren wurde die Berliner Stasi-Zentrale gestürmt
Cottbus (ots)
Es war einer der Höhepunkte der friedlichen Revolution. Die Bilder von der Eroberung der Berliner Stasi-Zentrale heute vor 20 Jahren gingen um die Welt. Was sich genau an diesem Abend ereignete, wer da vielleicht im Hintergrund steuerte, darüber wird bestimmt noch lange diskutiert. Unstrittig ist jedoch die politische Bedeutung dieser Nacht. Es war das endgültige Aus für den DDR-Geheimdienst, der versucht hatte, durch Umetikettierung sein Herrschaftswissen zu retten. Was sich in der Berliner Normannenstraße mit symbolischer Wirkung ereignete, hatte seinen Anfang schon Wochen vorher in vielen Städten der ehemaligen DDR genommen. Ein paar beherzte Bürgerrechtler marschierten in die Stasi-Dienststellen und sorgten dafür, dass nur noch wenig Aktenmaterial vernichtet werden konnte. Der Mut dieser Männer und Frauen war der Grundstock für die Aufklärung der Arbeit dieses monströsen Überwachungs- und Unterdrückungsapparates. Es war die Chance für viele Menschen, sich Klarheit zu verschaffen über Aufrichtigkeit und Verrat, über unerklärliche Brüche in der eigenen Biografie. Die Öffnung der Akten vernichtete ein riesiges Erpressungspotenzial in der Hand der Täter, und der gerade von den alten Eliten prophezeite "Bürgerkrieg" nach Aktenöffnung blieb aus. Mehr als 100000 Anträge auf Akteneinsicht im vorigen Jahr belegen eindrucksvoll, wie groß und ungebrochen das Interesse der Bürger an dem über sie gesammelten Material auch nach 20 Jahren immer noch ist. Zahlreiche wissenschaftliche Analysen des Stasi-Nachlasses haben wichtige historische Erkenntnisse geliefert. Sie haben Mythen und Legenden über den DDR-Geheimdienst zerstört. Die Männer und Frauen aus den Bürgerkomitees zur Stasiauflösung sind derweil längst wieder in Vergessenheit geraten. Heute ist ein guter Tag, um sich an sie und ihre mutige Arbeit dankbar zu erinnern.
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