Lausitzer Rundschau: Eine Chance mit viel Ballast Daimler schmiedet Bündnis mit Renault und Nissan
Cottbus (ots)
Vielleicht hat sich Dieter Zetsche ja nur von seinem Vorgänger absetzen wollen. Dennoch graust es einem im Nachhinein, als der Daimler-Chef die neue Allianz mit Renault von der 1998 gefeierten "Hochzeit im Himmel" mit Chrysler unterschied und sagte, damals habe man halt fusioniert und nicht viele Gedanken an konkrete Kooperationen verschwendet. Daimler ist in der Tat damals großkotzig aufgetreten und hat außer hohen Managergehältern nichts Positives in der Zusammenarbeit mit Chrysler bewirkt. Die Folgen haben Daimler nun in die Kooperation mit Renault getrieben. Denn allein, das haben die einst renommierten Stuttgarter Hersteller eingesehen, können sie die Zukunft nicht mehr gestalten. Der von Finanz- und Umweltkrise erzwungene Wunsch der Kunden nach Kleinwagen - Daimler kann ihn mit Smart und der A-Klasse nur unter Hinnahme von roten Zahlen erfüllen. Große Stückzahlen, um auch von kleiner Marge leben zu können, schafft Daimler nicht. Die Franzosen waren lange stolz, nicht nur Autohersteller, sondern "créateur d'automobiles" zu sein, erfinderische und fantasievolle Autobauer also. Den Ruf haben sie sich mit dem in den 1980er-Jahren revolutionären "Espace", mit dem legendären "R 4" und später mit dem knuffigen "Twingo" auch zu Recht erarbeitet. In der Oberklasse gelang ihnen aber nichts. Es kommen also zwei Bedürftige zusammen. Renault hat noch dazu den Staat als Großaktionär im Schlepptau, der am Mittwoch noch Aktien zugekauft hat. Die Pariser Regierung hat schon des Öfteren deutlich gemacht, den damit verbundenen Einfluss auch zu nutzen. Auch hier liegt ein Risiko. Die deutsch-französische Autokooperation hat eine Chance. Aber der Ballast ist hoch.
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