Lausitzer Rundschau: Zum 65.Jahrestag der Befreiung des KZBuchenwald
Beispielhaftes Erinnern
Cottbus (ots)
Mit jedem Jahr, das vergeht, rücken die barbarischen Verbrechen des Naziregimes weiter weg. Die letzten Zeitzeugen sterben. Für junge Menschen wird es damit schwieriger, die Dimension dieser Untaten zu begreifen. Einzelschicksale, in denen sich wie in einem Brennglas das monströse Grauen sammelt, wirken dem entgegen. Umso mehr, wenn es Opfer sind, die in der eigenen Region lebten, bevor sie verschleppt wurden. Das Schicksal Erich Melchers aus Tschernitz dem Vergessen entrissen zu haben, ist deshalb eine äußerst lobenswerte Tat des Heimatforschers Paul Wernitz. Gerade auch deshalb, weil das Leben Melchers nicht in Widerstandsklischees passt. Der Lausitzer war ein aufrechter, aber auch ein unangepasster Mann. Er hatte Überzeugungen, von denen er nicht abließ. Als Gewerkschafter und Politiker setzte er sich für die Interessen der Arbeiter ein. Jahrelang litt er dafür in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis. Dass er sich 1944 in Auschwitz für die SS-Einheit Dirlewanger anwerben ließ, schmälert seine aufrechte Haltung kaum. Wer will es ihm verdenken, dass er nach sieben Jahren Lagerhaft, das nahe Kriegsende vor Augen, einfach nur überleben wollte. Die Front und vielleicht das Überlaufen dem fast sicheren Lagertod vorzog. Dass sich seine Heimatgemeinde Tschernitz nun wieder an Erich Melcher erinnert, hat dieser mehr als verdient. Und es könnte Beispielwirkung haben. Melcher ist bestimmt nicht der einzige vergessene Widerstandskämpfer gegen das Naziregime in der Region.
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