Lausitzer Rundschau: Das Erbe von Hiroshima Zum US-Atombombenabwurf auf Japan vor 65Jahren
Cottbus (ots)
Auch 65 Jahre nach dem Abwurf amerikanischer Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki ist die Debatte um diese letzte Episode des Zweiten Weltkriegs aus gutem Grund nicht beendet. Hiroshima und Nagasaki markieren tatsächlich einen Wendepunkt in der modernen Geschichte. Nie wieder seitdem wurden Nuklearwaffen zum Einsatz gebracht, obwohl in den Arsenalen der Atommächte Tausende von Bomben von weit größerer Zerstörungskraft lagerten und seit 1945 unzählige Kriege geführt wurden, in die diese Atomwaffen-Staaten verwickelt waren. Dass die Abwürfe nach dem damals gültigen Völkerrecht Kriegsverbrechen waren, interessierte die Öffentlichkeit in den USA damals allerdings nicht. Übergeordnete moralische Erwägungen spielten keine Rolle bei den Entscheidungsträgern, insbesondere beim amerikanischen Präsidenten Harry Truman. Der ließ sich vor allem von Rechnungen beeindrucken, wonach die Abwürfe Zehntausenden von amerikanischen Soldaten das Leben retten würden. Und er wusste auch, dass solche schrecklichen Waffen, wenn sie erst einmal vorgeführt worden waren, nicht nur in Japan, sondern weit darüber hinaus Wirkung entfalten würden. Hierzulande steht Hiroshima auch deswegen als Symbol der Grausamkeit amerikanischer Kriegsführung. Dabei wird allerdings übersehen, dass die Entwicklung der Nuklearwaffen zu dieser Zeit gar nicht denkbar gewesen wäre ohne die Bedrohung, die das nationalsozialistische Deutschland für die freien Völker darstellte. Der wohl entscheidende Anstoß für das ehrgeizige Programm kam von einem Deutschen, dem aus seiner Heimat vertriebenen Physik-Nobelpreisträger und Jahrhundertgenie Albert Einstein. Er schrieb Präsident Roosevelt einen Brief, in dem er eindringlich vor den Gefahren warnte, die eine solche Waffe in der Hand Hitlers darstellen könnte. Und ohne das Engagement einiger weiterer der besten europäischen Wissenschaftler, die vor den Nazis hatten fliehen müssen, wären die ersten Atombomben wohl kaum 1945 fertiggestellt worden. Gedacht waren sie zunächst ausschließlich als eine Antwort auf die deutschen Programme zur Herstellung von "Wunderwaffen", über deren genauen Entwicklungsstand wenig bekannt war. So hat denn nur der Kriegsverlauf und der rechtzeitige Sieg der Alliierten in Europa verhindert, dass nicht eine deutsche Stadt als erste von Atomwaffen zerstört wurde. Und wer sich vergegenwärtigt, dass die Waffen wenige Wochen nach der Befreiung der Vernichtungslager der Nazis gegen einen Verbündeten Hitlers eingesetzt wurden, sieht die damaligen Entscheidungen auch in einem anderen Licht. Das Erschrecken über die lang andauernden tödlichen Folgen der Bomben auf Hiroshima und Nagasaki hat allerdings später eine wesentliche Rolle gespielt, als Militärs beispielsweise während des Koreakriegs oder auch bei dem Konflikt in Vietnam den Einsatz von Nuklearwaffen in Erwägung zogen. Sie sind heute, zumindest was die westlichen Demokratien betrifft, geächtete Waffen. Sie dürfen nur noch und wie 1939 auch von Albert Einstein gefordert, als Abschreckungspotenzial gegen unberechenbare Diktatoren dienen. Dass diese Erkenntnis weitestgehend Allgemeingut geworden ist, ist der einzig versöhnliche Aspekt des Gedenkens an einen Tag, an dem so viele Menschen in wenigen Sekunden umgebracht wurden wie nie zuvor und nie danach in der Geschichte.
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