Lausitzer Rundschau: Kein Grund zur Depression Die deutsche Industrie verbucht weniger Aufträge
Cottbus (ots)
Ist das der Anfang vom Abschwung? Im Juli sind die Auftragseingänge bei der deutschen Industrie deutlich um 2,2 Prozent gegenüber dem Juni zurückgegangen. Da aber waren noch 3,6 Prozent mehr Orders verbucht worden als im Vormonat. Zunächst einmal ist der Rückgang eine technische Reaktion: Denn vor allem die Großaufträge schwanken stark. So hatte etwa Airbus im Juni Aufträge in Rekordhöhe aus dem Ausland erhalten, und gerade das Ausland war es, das sich jetzt mit Aufträgen zurückgehalten hat. Auch wenn man die aktuelle Entwicklung also als "Rückpralleffekt" bezeichnen kann, so zeichnet sich dennoch eine Abschwächung ab: So kräftig wie im ersten Halbjahr wird die Erholung nicht weitergehen. Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut rechnet für das Jahr 2011 im Jahresvergleich mit einem Wachstum von 2,5 Prozent, und in diesem Jahr mit knapp 3,5 Prozent. Trotz dieser noch positiven Einschätzung lässt auch aufhorchen, dass nach Berechnungen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform immer noch mehr als 100000 Unternehmen insolvenz- und ausfallgefährdet sind. Sie leiden unter den Nachwirkungen der Finanzkrise, in der sie kaum an Kredite gelangen konnten. Aber auch hier gilt es zu differenzieren: Vor allem die Unternehmen aus den ohnehin eigenkapitalschwachen Branchen Bau und Gastwirtschaft etwa tun sich schwer. Sie hat die Krise stärker getroffen als Mittelständler aus der Elektrotechnik- oder Pharmaindustrie. Insolvenzzahlen steigen in einer wirtschaftlichen Erholungsphase meist noch einmal. Denn viele Unternehmen halten in der schweren Phase zwar durch, ihre Kapitalkraft reicht aber danach nicht mehr, um einen Aufschwung zu finanzieren, um das Material für die neu eingehenden Aufträge vorzufinanzieren. Die Euphorie im Hinblick auf die Erholung der deutschen exportorientierten Wirtschaft ist in den vergangenen Wochen gedämpft worden. Die lange Zeit enttäuschenden Konjunkturdaten aus den USA haben dazu beigetragen, Auch in Asien wird der Boom nicht entsprechend weitergehen. Aber immerhin ist auch eine mäßige Konjunkturerholung noch ein Wachstum. Depression ist also fehl am Platz.
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