Lausitzer Rundschau: Gefährliche Alleinherrschaft
Cottbus (ots)
Klaus-Dieter Hübner ist beliebt. Der von den Stadtverordneten in Guben zwangsbeurlaubte Bürgermeister würde wohl wieder eine Mehrheit der Bürger hinter sich bringen, wenn am Sonntag in der Neißestadt ein Rathauschef gewählt werden müsste. Hübner hat in seiner bisher fast elfjährigen Amtszeit das Gesicht der Stadt dramatisch verändert. Mit ihm kamen die Bröselbagger in die Plattenbau-Gebiete nach Guben. Ohne großes Federlesen haben sie Tausende leer stehende Wohnungen zu Staub zermahlen. Der Bürgermeister hat im wahrsten Wortsinne Sonnenlicht in das einst verbaute Zentrum der Stadt gebracht, hat abreißen lassen und Straßen verlegt. Aus der düster, muffigen "Hut-Bude" wurde ein helles und modernes Rathaus mit neuer Musikschule und Bibliothek. Und sogar das riesige alte und nutzlos gewordene Stadthaus konnte Klaus-Dieter Hübner an den umstrittenen Plastinator Gunther von Hagens verscherbeln. Klaus-Dieter Hübner ist ein Dealer, der Strippen zieht und Netzwerke knüpft, oft zum Vorteil seiner Stadt. Hübners Credo, der "schlafmützigen Stadtverwaltung" Beine zu machen und die Stadt zu führen wie ein Unternehmen hat dem FDP-Mann viele Fans in Guben eingebracht. Weniger davon im Rathaus selbst. Dort regiert er folgerichtig zuweilen wie ein absolutistischer Herrscher. Und er hat auch nie ein Hehl daraus gemacht, dass ihn allzu kritische Stadtverordnete nerven. Immer wieder versucht er, diese mit verfahrenstechnischen Winkelzügen auszutricksen. Die Hinweise aber verdichten sich, dass Hübner seinen ausgeprägten Geschäftssinn nicht ausschließlich zum Wohle seiner Stadt eingesetzt hat, sondern möglicherweise auch zu seinem eigenen Vorteil. Razzien und Durchsuchungen im Rathaus und Ermittlungen der Schwerpunktstaatsanwaltschaft "Korruption", in denen Hübners Name auftaucht, sollen ein verwirrendes Netzwerk entschlüsseln, dass die Gubener möglicherweise viel Geld "nebenbei" gekostet hat. Es geht um viele Aufträge. Dass der beurlaubte Bürgermeister in dieser Hinsicht anfällig ist, legt ein Fall aus den 1990er-Jahren nahe. Damals wurde Hübner über Nacht als Geschäftsführer der Gubener Wohnungsgesellschaft (Guwo)abgelöst. Kurz davor war bekannt geworden, dass er ohne Wissen der Stadt versteckt an einem Fensterwerk in Sachsen-Anhalt beteiligt war, das viele neue Fenster ausgerechnet für die Guwo geliefert hatte. "Ich brauche keine Freunde!" ist ein Satz, den man von Hübner öfter hörte, wenn er wieder einmal scheinbar allein gegen "Alle" ritt. Doch das stimmt nicht. Hübners praktizierte "Alleinherrschaft" im Rathaus entmündigt nicht nur die gewählten Abgeordneten und treibt engagierte Volksvertreter aus den Gremien und dem Parlament. Die Alleinherrschaft macht auch anfällig für rentable Nebengeschäfte und lohnende "Freundschaftsdienste". Klaus-Dieter Hübner hat seine Stadt zweifellos vorangebracht. Sollte er sich dabei über seine Bezüge und Aufwandsentschädigungen hinaus unrechtmäßig mit öffentlichen Geldern "belohnt" haben, wird er die juristischen Konsequenzen tragen müssen.
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