Lausitzer Rundschau: Entscheidend ist auf dem Platz Zum Besuch einer DFB-Delegation in Auschwitz
Cottbus (ots)
Der Besuch einer DFB-Delegation in Auschwitz war mehr als eine gute Geste. Er war ein wichtiges Signal, auch wenn notorische Kritiker das Ganze zu einer schnöden Pflichtveranstaltung erklären. Natürlich kann niemand in die Köpfe von Philipp Lahm oder Miroslav Klose hineinschauen und ergründen, wie tief empfunden ihre Betroffenheit wirklich ist. Doch die Botschaft, die von diesem Besuch ausgeht, ist eine völlig andere: Fußball findet nicht in einem politik- und geschichtsfreien Raum statt. Sport ist ein wichtiger Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Seine prominentesten Vertreter dürfen deshalb nicht abseits stehen, wenn es um existenziellere Fragen geht als einen Titelgewinn. Man muss sich gar nicht an die verheerende Rolle erinnern, die der Sport im Propagandasystem der Nazis gespielt hat. Es reicht ein Rundblick im Hier und Jetzt: Der Fall der inhaftierten ukrainischen Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko überschattet die bevorstehende Europameisterschaft schon jetzt - ob die Fußballer dies wollen oder nicht. Uefa-Präsident Michel Platini liegt mit seiner penetrant vorgetragenen These falsch, sein Verband mache keine Politik. "Wir machen Fußball", sagt er und stiehlt sich vom Feld. Entscheidend ist aber auf dem Platz, wie es im Sportlerjargon heißt. Es war deshalb gut, dass sich DFB-Kapitän Lahm im Fall Timoschenko zu Wort gemeldet und dem Drückeberger Platini ins Gewissen geredet hat. Und es war auch gut, dass die deutsche Delegation Auschwitz besucht hat. Niemand will den Fußballern ihren Sport kaputtreden. Lahm und Co. sollen in Polen und der Ukraine vor allem spielen (und gern auch gewinnen). Aber gerade im geschichtsbewussten Polen ist es gut, wenn deutsche Sportler Gesicht zeigen. Die Mannschaft ist in den kommenden EM-Wochen in Gdansk (Danzig) untergebracht - dort, wo die Nazis den Zweiten Weltkrieg entfesselten. Daran darf und muss man auch mehr als 70 Jahre später noch erinnern. Zugleich ist Danzig heute eine weltoffene Stadt, der Zukunft zugewandt. Der DFB und die Mannschaft können auch dort mit wenigen richtigen Worten und Gesten viel Positives bewirken - es muss ja nicht eine Viertelfinalniederlage gegen Polen sein.
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